Als 2006/07 der Wanslebener Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft im Mansfelder Land e.V.
mit Unterstützung des Historikers Dr. Hartmut Lauenroth begonnen hat, die Lagergeschichte mittels Schülerprojekten aufarbeiten zu lassen, war unter vielen Teilen der interessierten Öffentlichkeit die Weiternutzung nach Ende des 2. Weltkrieges und dem späteren Einzug der Roten Armee nicht bekannt oder z.T. sogar bewusst verneint worden. Das dies nicht so ist, konnte in den zurück liegenden Monaten mit weiteren Schülerprojekten widerlegt werden.
Ursprünglich sollten wenigstens insgesamt 15 Anschauungstafeln für Menschenschicksale aus dem heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz gesammelt und aufgearbeitet werden, welche uns demonstrieren, dass sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus, als auch während der Besetzung durch die sowjetischen Truppen und (im Projekt eingegrenzt) in der Stalinzeit es auch Männer und Frauen gab, welche in jeder Hinsicht ungerechtfertigt inhaftiert und für lange Zeit schlimmsten Repressalien ausgesetzt waren und nicht selten den Tod fanden.
Neben Internet- und Archivrecherchen wurden im Team auch die Besuche der Lichtenburg und des Stalag Nr.8 und 10 genutzt, um weitere Informationen zu erhalten. Fündig wurde man auch im KZ Buchenwald, dem späteren Stalag Nr. 2 und analog in Sachsenhausen.
Zeitzeugengespräche mit einst direkt betroffenen Menschen sind heute schwierig, aber manchmal haben noch lebende Familienangehörige dieser Menschen Auskunft geben können und hilfreich waren ebenfalls Aufzeichnungen verschiedenster Art derer, die zu den verfolgten, gequälten oder auch ums Leben gekommenen Menschen gehörten. So war das Gespräch mit Hans Hayo Hayessen ein besonders bewegender Moment. Er, der ältere Sohn von Egbert Hayessen, einem gebürtigen Eislebener, wurde i.V.m. dem Attentat auf Hitler 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet und die gesamte Familie in "Sippenhaft" genommen.
Besonders für die stalinistische Ära unter dem NKWD, aber auch in der DDR haben wir dabei immer wieder erfahren, dass diese betroffenen Menschen auch nach so langer Zeit dankbar dafür sind, dass dieses Kapitel unserer Geschichte auch in der Region öffentlich wahrgenommen und exemplarisch zugänglich gemacht wird.
Somit wurde die quantitative Zielstellung um das Doppelte überboten, was nunmehr dazu führt, dass die ebenfalls geplante Dokumentation ggf. wesentlich mehr Zeit beanspruchen wird.
Erste Ergebnisse für die Zeit von 1933 - April 1945 konnten bereits auf Einladung der Landrätin Dr. Angelika Klein zur zentralen Gedenkfeier aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung vom Hitlerfaschismus und damit dem Ende des
2. Weltkrieges am 8. Mai 2015 in Wansleben präsentiert werden.
Wenn am Dienstag, 7. Juli 2015 um 11.00 Uhr die Ausstellung in der Gedenk- und Begegnungsstätte in Wansleben, Pumpstation 1A, eröffnet wird, werden diese bisherigen Ergebnisse erstmals vollständig der Öffentlichkeit vorgestellt, wozu schon heute alle Interessierten recht herzlich eingeladen sind.
Über die gesamte bisherige Zeit haben sich an der historischen Arbeit in der Gedenkstätte beteiligt:
SKS Röblingen
Martin-Luther-Gymnasium Eisleben
SKS Martin Luther, Mansfeld
Vöhlin Gymnasium, Memmingen
Maßgebliche Unterstützung leistete und leistet die Gleichstellungsbauftragte der Lutherstadt Eisleben, Maria Hahn und eine ehemalige Eislebener Lehrerin für Französisch, Christiane Kath, bei der Übersetzung des Tagebuches eines ehemaligen französischen Häftlings sowie vom Mansfelder Heimatverein die Herren Peter Lindner und Rolf Enke.
Gefördert wurde und wird die Gedenkstätte /das Projekt vor allem durch:
Stiftung Rechtsstaat Sachsen-Anhalt e.V.
Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
Bundesstiftung Aufarbeitung Diktatur, Berlin
Bundesministerium für Familie, Senioren und Frauen
Europäische Union
Bundes- und Landtagsfraktion Die Linke
Private Sponsoren
Bild: Die Projektgruppe mit US-Generalconsul Scott Riedmann und Dr. Hartmut Lauenroth
am 8.5.15 in Wansleben
Zeit: 11:00 Uhr - 00:00 Uhr
Ort: Wansleben, Pumpstation 1A