Das neue Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda in der St. Nicolai-Kirche / Eisleben erhielt am Reformationstag den Archivpreis 2022.
Den im Frühjahr 2022 durch eine Fachjury vergebenen Preis überreichten am 31.10.2022 der Präsident des Landeskirchenamtes, Dr. Jan Lemke und die Leiterin des Landeskirchenarchiv Magdeburg, Dr. Margit Scholz an den Superintendent Andreas Berger sowie den künftigen Archivar und Leiter des Kreiskirchenarchivs, Pfarrer i.R. Hans-Martin Kohlmann.
Herr Lemke begründete in seinem Grußwort die Entscheidung der Jury und war sehr angetan von der baulichen Umsetzung in dieser Kirche, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als dreischiffige spätgotische Hallenkirche erbaut worden ist.
In den letzten fünf Jahren wurde diese Kirche umfassend aus- und umgebaut.
„Wenn man bedenkt, dass diese Kirche von 1972 bis in die Neunzigerjahre als Ruine unbenutzbar war und Dank eines sehr engagierten Bürgers aus der Partnerstadt Memmingen diese vor dem endgültigen Zerfall gerettet worden ist, dann ist es umso mehr erstaunlich, was hier entstand“, so der Präsident. Das für diese Kirche gefundene Konzept ist in Deutschland einzigartig. Im Vordergrund stand die Errichtung eines Kolumbariums, also ein Bestattungsort für Urnen. Aber das Konzept wurde weiterentwickelt und so entstanden neben dem Kolumbarium moderne Archivräume mit Magazin-, Nutzungs- und Büroarbeitsbereichen. Die Aufnahmekapazität liegt bei mehr als 1.000 laufenden Regalmetern auf zwei Ebenen. Die sicherheits- und informationstechnische Ausstattung entspricht neuesten Standards.
Für die mehr als 200 Kirchengemeinden des Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda wurde eine wichtige Beratungsstelle und Aufbewahrungseinrichtung für ihr wertvolles schriftliches Kulturgut in der Region geschaffen. So können hier Bestände aufgenommen werden, die bisher in Kirchengemeinden nur unzureichend gelagert sind. Zur Übernahme, Erschließung und Bereitstellung des Archivguts, das teilweise bis ins Mittelalter zurückreicht, wurde somit eine zentrale neue Stelle geschaffen. Bereits am 24. Juni 2022 konnte der Öffentlichkeit, nach fünfjähriger Bautätigkeit, die St. Nicolai-Kirche übergeben werden. Noch sind die Bauarbeiten im Außenbereich nicht vollständig abgeschlossen, aber das Kolumbarium kann von den Eisleber Bürgerinnen und Bürgern besucht werden.
In den Rückspiegel schauen, sich an die Vergangenheit erinnern, die Gegenwart begreifen und die Zukunft gestalten. In einem Archiv werden Erinnerungen an die Geschichte, an die Geschehnisse, historische Dokumente einer Kirchgemeinde aufbewahrt und restauriert. Archive zeichnen sich durch besondere Maßnahmen zur fachgerechten Unterbringung von Archivgut, bei der Erschließung und Verzeichnung von Archivbeständen, beim Ausbau des Benutzerservices, der Öffentlichkeitsarbeit oder der Vermittlung von Archivgut für Projekte aus. Gleichzeitig kann ein Archiv das ehrenamtliche Engagement und die lokale Bestandssicherung fördern. Neben diesen Aspekten ist heute für ein Archiv eine strategische Ausrichtung in Richtung Nachhaltigkeit ein Muss.All dies kann das neu geschaffene Archiv des Evangelischen Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda aufweisen und erhielt zu Recht den Archivpreis 2022.

Nach der Überreichung des Archivpreises richtete der Bürgermeister der Lutherstadt Eisleben, Carsten Staub, ein Grußwort an die Anwesenden. In ihm betonte er, dass dieses Archiv ein Schatz für die Kirchengemeinden und die Lutherstadt Eisleben ist. Es ist ein Gedächtnis der Vergangenheit und damit ein unschätzbares Gut für die Heimatgeschichte. Er sprach die gute Zusammenarbeit der Kirchen und der Stadt an und wünschte sich weiterhin eine so enge Zusammenarbeit mit der Evangelischen und der Katholischen Kirche.
Bereits in den Jahren zuvor ist die Ev. Kirchengemeinde in Eisleben respektvoll mit ihren immerhin vier Kirchen umgegangen. Auch bei einer immer weiter schwindenden Anzahl an Mitgliedern ist es weiterhin der Gemeinde wichtig, dass alle vier Kirchen mit Leben gefüllt werden. Eindrucksvoll gelang dies mit der St. Petri-Pauli-Kirche, die im April 2012, nach einer beeindruckenden Umgestaltung, wieder eröffnet wurde. Zentraler Mittelpunkt ist hier das installierte Ganzkörpertaufbecken. Eine weitere Kirche ist die St. Annen Kirche mit Kloster. Dieses Kloster, welches noch original Mönchszellen aus der Lutherzeit beherbergt, wurde ebenfalls umfassend restauriert und touristisch erschlossen. Mit der St. Nikolai-Kirche hat nun die dritte Kirche ihren Platz in Lutherstadt Eisleben erhalten. Bei der St. Andreas-Kirche, der Marktkirche, stehen die umfangreichen Sanierungsarbeiten unmittelbar vor ihrem Abschluss.