Am 26. April 2021 jährte sich zum ersten Mal der Amtsantritt von Eislebens Bürgermeister Carsten Staub. Am 26. April 2020 hatte er den Staffelstab von Oberbürgermeisterin Jutta Fischer übernommen. Corona-Pandemie bedingt fielen Fischers Abschied und Staubs Amtsantritt leise und unspektakulär aus. Vor einem Jahr befand sich Deutschland im ersten „Lockdown“. Damals wusste man gar nicht so recht, was das überhaupt bedeutet, was das genau ist, was das mit den Menschen, mit einer Gesellschaft macht. Mitten in die Amtsübergabe fiel die Entscheidung, dass die 23. Eisleber Frühlingswiese 2020 ausfällt. Das war bitter. Bitterer noch die Entscheidung, die er nur wenige Monate später mit Marktmeister Siegmund Michalski verkünden musste: Die Große Wiese findet nicht statt! Wie auch? „Ich habe ja noch nicht einmal alle meine Mitarbeiterinnen zu einer gemeinsamen Begrüßung, zu einer Mitarbeiterbesprechung, einladen können“, bedauert er sehr. Firmen- und Vereinsjubiläen, lange und mühevoll geplant und mit Vorfreude erwartet – abgesagt. Kulturelles Leben, ehrenamtliches Engagement – vieles blieb im vergangenen Jahr auf der Strecke. Dass wir uns nun, heute, ein Jahr später, im dritten „Lockdown“ befinden würden – war auch für den ausgesprochenen Optimisten damals undenkbar. Doch wie hat er die vergangenen zwölf Monate im Amt erlebt? „Ein turbulentes Jahr mit vielen Entscheidungen liegt hinter mir“, resümiert das Stadtoberhaupt. „Doch mit einem starken Team ist es leicht, Dinge anzuschieben. Ich kann mich auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Fachkenntnissen – jeder auf seinem Gebiet – verlassen“, lobt er. Doch nicht nur das. Das Zusammenspiel aller politischen Gremien – allen voran dem Stadtrat – funktionierte – trotz Corona. Man habe gestritten und gekämpft. Mit Argumenten und Sachlichkeit. Auf Augenhöhe. Lösungsorientiert. Auch die Zusammenarbeit mit den Tochterunternehmen der Lutherstadt Eisleben und den Eigenbetrieben trugen maßgeblich dazu bei, dass trotz Einschränkungen Projekte erfolgreich umgesetzt, beendet oder neue angeschoben wurden. „Wir haben Lösungen gesucht und gemeinsam gefunden“. Und dass, obwohl viele Absprachen nicht von Angesicht zu Angesicht sondern „nur“ digital stattfanden. Überhaupt war der Terminkalender, was repräsentative Termine betraf, in diesem ersten Jahr sehr leer. Dafür gab es „intern“ viel zu tun. Corona stellte die Verwaltung extern und intern vor große Herausforderungen. Die Lutherstadt Eisleben ist Arbeitgeber für rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Dienstleister für über 23.000 Einwohner. „Alles, was früher so „normal“ war, musste nun doppelt geprüft werden. Wir haben uns selber Konzepte überlegt, mussten Konzepte prüfen. Verordnungen machen auch und gerade vor einer Kommune als Arbeitgeber keinen Halt“, beschreibt er die Situation. Digitalisierung war das Gebot der Stunde. Die Stadt hat in dieser Hinsicht viel auf den Weg gebracht. Viel dazu gelernt. Aber alles geht eben nicht digital. Der Kontakt zum Bürger. Der persönliche Kontakt. Der hat gelitten. Der kam ihm, dem Bürgermeister, zu kurz. Denn bürgernah, so wünscht man sich ja bekanntlich ein Stadtoberhaupt. Und so kannten es die Eisleber bisher. Bisher. Doch eine Pandemie, wie wir sie derzeit erleben, hat keiner von uns bisher erlebt. Auf Erfahrungswerte seiner Amtsvorgänger konnte Carsten Staub also schwer zugreifen. Das Internet ist schon lange kein Neuland mehr. Eine Situation – so unsäglich lange sie uns mittlerweile schon erscheinen mag - ist es schon. Der Zuspruch von Eislebern, den er allerdings in den letzten Monaten bekommen hat, beim sonntäglichen Spaziergang mit der Familie etwa oder beim Weg durch die Stadt oder in den sozialen Netzwerken, der ist durchweg positiv. Er mache das schon, solle seinen Weg gehen, geben sie ihm mit auf ebendiesen. Zuversichtlich blickt Staub in die nächsten Jahren. Voller Tatendrang. Denn eines ist ihm bewusst: „Wir müssen den Menschen etwas bieten, um als Stadt, um als Lebensmittelpunkt attraktiv zu sein, um neue Einwohner zu gewinnen.“ Und was hat er da so auf seiner Agenda stehen? Da wären, zum Beispiel, die Entwicklung von Eigenheimstandorten. Oder die Konzeption und Umsetzung eines Spielplatzes im Innenstadtbereich. Das hilft den Händlern der Innenstadt und der Gastronomie, denn wer Möglichkeiten hat, die Kleinen beschäftigt zu wissen, verweilt länger. Aber auch Garagenstandorte im Stadtbereich werden angepackt. Und ein Hortneubau steht im Fokus. Das Projekt „Bürgerrathaus“ soll umgesetzt, der Jüdenhof bebaut werden. Die Feuerwehr Volkstedt bekommt ein neues Gerätehaus. Der Einbahnstraßenverkehr im Stadtring. Bald Geschichte. Stück für Stück. Projekt für Projekt. Es wird. Sein großes Vorbild ist Dr. Ivo Holzinger,der langjährige Oberbürgermeister der Partnerstadt Memmingen. Dieser führte die Amtsgeschäfte der kreisfreien Stadt von 1980 bis 2016. Die Stetigkeit macht es aus, ist sich Staub sicher. Und die Balance, der schmale Grad zwischen „Ich treffe die Entscheidung“ und „Wir sind ein Team, wir packen es zusammen“. So, wie er es aus seiner Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr kennt. Da gibt es eben genau diese Situation, wo es heißt: Jetzt wird gelöscht und da geht es lang! Dass der Bürgermeister neben seiner Arbeit und neben der Familie noch Einsätze fährt – ihm eine Herzensangelegenheit. Eben Feuerwehrmann mit Leib und Seele. Und Bürgermeister aus Überzeugung. „ Ich mache das für meine Heimatstadt. Ich könnte mir das für keine andere Stadt vorstellen.“