Mit Verzögerungen ist die Ausstellung „Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2019“ auf Wanderschaft
durch Sachsen-Anhalt gegangen. Erste Station ist die Lutherstadt Eisleben (25.7.-13.9.2020). Dort wird sie für die Lutherstädter und ihre Gäste noch bis zum „Tag des offenen Denkmals“ im September zu sehen sein. Der Ausstellungsort ist mit Bedacht gewählt, gehört doch der Umbau und die Erweiterung des Klosters St. Annen (Architekt: Architektur- und Ingenieurbüro Dipl.-Ing. Jörg Kowalski, Halle/Saale) zur engeren Wahl des „Architekturpreises des Landes Sachsen-Anhalt 2019“.
Lutherstadt Eisleben ist eine „Stadt der Architekturpreise“ und somit ein Spiegelbild der baulichen Entwicklung Sachsen-Anhalts in den zurückliegenden 30 Jahren. Erfolgreicher Stadtumbau, vielfach gefördert und getragen von vielen Protagonisten mit einem Blick für die Fragen der Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, von Geschichte, Tradition und ihrer Wahrnehmung im Heute.
Und genau um das und die Planungen für die Zukunft ging es am Mittwoch, den 19. August 2020, im
„Dialog Baukultur“. Gastgeber war der Evangelische Kirchengemeindeverband der Lutherstadt Eisleben.
Der Dialog fand in der Kirche St. Annen statt, dort gab es genug Raum, um sich diesen spannenden
Themen mit „Abstand“ zu nähern und auch zu erfahren, welche Pläne es für die Lutherstadt Eisleben gibt.
Cornelia Heller, Freie Journalistin, und Petra Heise, Geschäftsführerin der Architektenkammer Sachsen-Anhalt
kamen an diesem Nachmittag ins Gespräch mit:
Peter Frießleben, Freier Architekt und Innenarchitekt, Vizepräsident der Architektenkammer Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)
Maik Grawenhoff, Referatsleiter im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Magdeburg
Iris Hellmich, Pfarrerin, Evangelischer Kirchengemeindeverband Lutherstadt Eisleben
Mirko Gutjahr, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Wittenberg und Carsten Staub, Bürgermeister der Lutherstadt Eisleben.
Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Baukultur in der Lutherstadt Eisleben. Frau Hellmich, konnte sichtlich mit Stolz über das wohl Vorzeige-Projekt „Zentrum Taufe St. Petri-Pauli“ berichten. Weiterhin nannte sie die Aktivitäten in der Nicolai-Kirche, der Annenkirche und die nun begonnenen Arbeiten in der St. Andreaskirche. Aber auch Carsten Staub zeigte sich tief beeindruckt über die Erfolge der Baukultur in Eisleben. Als quasi Eisleber-Junge betrachtet er dies mit viel Interesse. Nun als Bürgermeister eröffnen sich ihm neue Fenster und bei Stadtrundgängen genießt er das Geschaffene, merkt aber auch, dass es noch einige Ecken gibt, in die er seine Aktivitäten zukünftig lenken wird. Auf die Frage, was ihn am meisten beeindruckt hat, antwortetet er sehr diplomatisch und wollte sich auf ein bestimmtes Objekt nicht festlegen. „Das wäre unfair gegenüber den vielen Projekten, die alle für sich einzigartig sind und doch zum Gesamtensemble beitragen“ betonte Staub.
Für ein Aufatmen bei den Anwesenden sorgten die Worte von Herrn Maik Grawenhoff, Referatsleiter im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt. Er bestätigte, dass die Lutherstadt Eisleben auch nach der Umstrukturierung der Förderprogramme des Landes Sachsen-Anhalt weiterhin in zwei Förderprogrammen berücksichtigt wurde. Das Land hat aus sechs Teilprogrammen drei Kernprogramme gestrickt, die für die Stadtbauförderung zuständig sind. Grawenhoff nannte es eine Besonderheit für Eisleben, denn Eisleben ist nach seinen Worten somit im Programm „Lebendige Zentren“ und „Wachstum mit nachhaltiger Erneuerung“ berücksichtigt.
Der Reiz an einem öffentlichen Termin ist, dass auch interessierte BürgerInnen daran teilnehmen. So kam auch die Eisleber Neustadt zur Sprache. Die hier lebenden BürgerInnen haben den Eindruck, dass bei allem, was hier genannt und besprochen wurde, man die „Neustadt“ in der Vergangenheit vergessen hatte. Herr Staub bedankte sich für die offenen Worte und betonte in diesem Zusammenhang, dass er die Stadt Eisleben immer als Ganzes sieht. Wie bereits angesprochen, gibt es noch einige Ecken, die besondere Aufmerksamkeit verdient haben.
Weitere Informationen zur Ausstellung und den Objekten sind nachzulesen unter www.ak-lsa.de.
Zum Hintergrund
Der Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt wird seit 1995 alle drei Jahre verliehen, im Jahr 2019 zum neunten Mal. Auslober sind das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr sowie die Architektenkammer. 27 Bauherren und Architekten haben sich um den Titel beworben. Unter dem Vorsitz des Berliner Architekten Philip Norman Peterson tagte die Jury im September 2019 und wählte aus den Einreichungen zunächst 13 Bauprojekte der „engeren Wahl“ aus. Aus diesen wählte die Öffentlichkeit den Publikumspreis. 1.374 Bürger beteiligten sich an der Abstimmung. Die Kirche St. Georg in Cösitz (Anhalt) ging hier als Favorit hervor. Preisträger des „Architekturpreises des Landes Sachsen-Anhalt 2019“ wurde das erweiterte und sanierte Schloss Wittenberg.
Mit dem Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt wurden bisher u. a. ausgezeichnet:
2016: das Wohnhaus, Breite Straße 12, in der Welterbestadt Quedlinburg
2013: das Zentrum Taufe St. Petri-Pauli in Lutherstadt Eisleben
2010: der Johann-Sebastian-Bach-Saal in Köthen (Anhalt)