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Nachruf

Eine bedeutende Persönlichkeit, die eng mit der Geschichte der Evangelischen St. Nicolaikirche für immer verbunden bleiben wird, ist der Zimmermann und Baumeister Georg Rehklau. Sein großes Herz hat für immer aufgehört zu schlagen.

Nachruf

Mit tiefer Betroffenheit mussten wir zur Kenntnis nehmen,
dass ein Mensch der ersten Stunde, der maßgeblich an der Rettung der St. Nicolai-Kirche beteiligt war, von uns gegangen ist.


Herr
Georg Rehklau
ist im Alter von 93 Jahren verstorben.

Seinem Fachwissen als Zimmermann und Baumeister und seinem großen persönlichen Engagement war es zu verdanken, dass in der Lutherstadt Eisleben die Rettung der 
St. Nicolai-Kirche überhaupt gelingen konnte.
Während seines aktiven Engagements in der Zeit von 1991 bis 1997 schloss er in der Lutherstadt Eisleben viele persönliche Freundschaften, die ihn auch nach Beendigung der Rettung noch viele Jahre in die Lutherstadt Eisleben führten.
Sein Engagement würdigte der Stadtrat der Lutherstadt Eisleben im Mai 1999 mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft.

Wir werden ihn stets als Mitstreiter und als Freund in ehrender Erinnerung behalten.


Jutta Fischer                                                                Elke Krehan
Oberbürgermeisterin                                       Vorsitzende des Stadtrates



Georg Rehklau wurde in Steinheim (heute ein Ortsteil von Memmingen) geboren, wo er auch bis heute lebte. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs geriet er in Eisleben in amerikanische Gefangenschaft. Am 27. April 1945 teilen die Amerikaner die Kriegsgefangenen im Lager Helfta bei Eisleben in zwei Gruppen auf. Von dort kommt Georg Rehklau nach Bad Kreuznach und kehrt schon bald in seine Heimat zurück. Sein Schicksal hat ihn zeitlebens immer an diesen Moment erinnert, denn die andere Gruppe kam in Gefangenschaft nach Russland. Aus Dankbarkeit, den Krieg überlebt zu haben, leistete der Zimmerermeister aus dem Stadtteil Steinheim ungezählte Arbeitsstunden und sanierte mit Freunden den maroden Dachstuhl der Eisleber St. Nicolai-Kirche - ohne dafür Geld zu verlangen.
Als 1989 die innerdeutsche Grenze fiel und sich die Partnerschaft Eisleben-Memmingen anbahnte, besuchte auch Rehklau wieder die Stadt, in der er einst als Kriegsgefangener gewesen war. Er erfuhr vom Anliegen der Bürgerinitiative „Rettet die St. Nicolai-Kirche“, die sich bereits 1988 um Pfarrer Ingo Rockmann zusammen gefunden hatte. Rehklau organisierte 1990 die Sicherung des einsturzgefährdeten Dachstuhls der Kirche - und der Handwerksmeister im Ruhestand stieg auch selbst mit aufs Dach.
Sein Name ist mit der schrittweisen Instandsetzung verbunden.
Er organisierte bereits im Oktober 1990 den ersten Holztransport von Memmingen nach Eisleben. Viele Stunden hat er auch selbst an der Sicherung des Dachstuhls mitgewirkt.

Am 27.10.1992 wurde Georg Reklau durch den Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft + Forsten, Josef Miller, für die Rettung der St. Nicolaikirche, das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.
Damit wurden die großen Verdienste um die Rettung der vom Zerfall bedrohten St. Nicolai-Kirche und das damit verbundene vorbildliche Wirken des ehemaligen Steinheimer Bürgermeisters für das Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands nach der Wiedervereinigung öffentlich gewürdigt.
Am 26. Mai 1999 ernannte der damalige Bürgermeister Peter Pfützner im Auftrag des Eisleber Stadtrates Georg Rehklau zum ersten „Ehrenbürger“ der Lutherstadt Eisleben. Den Eisleber Bürgern inzwischen bekannt als Zimmerermeister aus der Partnerstadt Memmingen, der sich um die Sanierung der St. Nicolaikirche verdient gemacht hat.
Dem Anlass entsprechend wurde die Feierstunde mit einer Andacht im Garten der St. Nicolai-Kirche eröffnet. Der Tag, so Pfarrer Rockmann, habe auch für die Kirche eine große Bedeutung, auch wenn das Gebäude künftig nicht ausschließlich für Gottesdienste genutzt wird. Beim Festakt im Rathaus der Stadt würdigte Bürgermeister Pfützner den neuen Ehrenbürger als einen Menschen, der sich aus Dank über seine glückliche Heimkehr aus dem Krieg dem Wiederaufbau der vom Verfall bedrohten St. Nicolai-Kirche verschrieben habe.
„Es gehört schon Zivilcourage dazu, immer wieder Lebenshaltungen deutlich zu machen, die nicht alltäglich sind und diese Haltung an den Tag zu legen, ohne selbst allein den daraus resultierenden Nutzen zu haben“, so der Bürgermeister a.D. Peter Pfützner.
Wenn Georg Rehklau von magischen Anziehungskräften sprach, die von Eisleben und der St. Nicolai-Kirche ausgegangen seien, so werden es wohl eher die Kräfte der Zivilcourage gewesen sein, die ihn nie in Ruhe gelassen haben, ein begonnenes Werk auch zu Ende zu führen. Und das trotz mancher Widerstände, trotz mancher Widrigkeiten und trotz mancher Enttäuschung.

„Nun liegt es an den Eislebern und vielen weiteren Unterstützern, das um 1426 erbaute, im Jahr 1972 gesperrte und ab dem Jahr 1991 wieder reanimierte Bauwerk zu vollenden.
Was aber noch viel wichtiger ist, es einer dauernden und zukunftsweisenden Nutzung zuzuführen. Ein Kirchengebäude lebt nicht davon, wenn es nur von außen bestaunt und bewundert wird, sondern es lebt davon, wenn wir es selber mit Leben erfüllen“, so die Oberbürgermeisterin Jutta Fischer.

Viele Jahre war der Ehrenbürger Georg Rehklau zu Gast in der Lutherstadt Eisleben. Besonders gern kam er zur Eröffnung des Eisleber Wiesenmarktes.

Zu seinem 90. Geburtstag empfang der Oberbürgermeister der Stadt Memmingen, Dr. Ivo Holzinger, Georg Rehklau mit seiner Familie im Rathaus. Zu dieser Feierstunde war auch die Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben, Jutta Fischer zugegen und überbrachte die herzlichsten Grüße aus der Lutherstadt Eisleben. Maria Hahn und ihr Mann Wolfgang besuchten am 1. Mai 2017 den Eisleber Ehrenbürger Georg Rehklau zu Hause und überbrachten die besten Grüße und Glückwünsche zu seinem 92. Geburtstag. Als Geschenk der Stadt hatten sie einen Kalender für 2018 mit Panoramafotos der Lutherstadt Eisleben und ein Bild mit der Ansicht der St. Nicolaikirche.

Inzwischen hat die Innensanierung des Kirchenraumes der St. Nicolai-Kirche begonnen.
Die Evangelische Kirchengemeinde St. Andreas-Nicolai-Petri in Lutherstadt Eisleben wird in der Kirche ein Kolumbarium zur Bestattung von ca. 1.000 Urnen eröffnen.
Das Angebot könnte zum Beispiel für ehemalige Eisleber interessant sein, die in ihrer Heimat und an diesem besonderen Ort bestattet werden möchten.