Holocaust/Shoah-Gedenken in der Lutherstadt Eisleben
Der 27. Januar 1945 ist zum Gedenktag für die Opfer des Faschismus, vor allem für die Juden, aber auch für alle anderen von den Nazis vor und während des II. Weltkrieges ermordeten Menschen in den Konzentrationslagern, geworden. An diesem Tag wurde eines der größten Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, das seitdem als Symbol für die systematische Massenvernichtung der Juden steht, befreit. Seit vielen Jahren gedenken in der Lutherstadt Eisleben auf Initiative der Stadt, der Kirchen und des Fördervereins Eisleber Synagoge e.V. die Menschen diesem historischen Tag auf dem jüdischen Friedhof der Stadt in der Magdeburger Straße. Traditionell zündeten die Teilnehmer auch in diesem Jahr eine Kerze an und befestigten diese am David-Stern.
Viele Eisleber Bürger waren der Einladung der katholischen und evangelischen Kirchgemeinden und dem Förderverein der Eisleber Synagoge gefolgt, am Sonntag, dem 26. Januar 2020, an einem Gedenken zum Holocaust/Shoah teilzunehmen. Der mit Kerzen bestückte Davidstern verbreitete eine berührende Stimmung.
Die Pfarrerin Iris Hellmich von der evangelischen Kirche und Pfarrer Michael Schwenke von der katholischen Kirche zelebrierten ein christliches Holocaust/Shoah-Gedenken, in dem sie die erschreckende Vernichtung der Juden verurteilten und in den Fürbitten Gott, um seinen Schutz und Beistand baten, damit sich solche Verbrechen nie wieder wiederholen.
Pfarrerin Hellmich zitierte aus der Lutherbibel - 1912
Hüte dich nur und bewahre deine Seele wohl, daß du nicht vergessest der Geschichten, die deine Augen gesehen haben, und daß sie nicht aus deinem Herzen kommen all dein Leben lang. Und sollst deinen Kindern und Kindeskindern kundtun.
Die Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben, Jutta Fischer, fand mahnende Worte zu den derzeitigen weltpolitischen Ereignissen.
"Wir müssen unsere Stimme für Freiheit Menschenrechte Demokratie und gegen Fremdenfeindlichkeit Radikalismus und Extremismus erheben. Wir stehen in der Pflicht uns gemeinsam für unsere freiheitliche demokratische Grundordnung einzusetzen, sie zu schützen und zu festigen. Wir stehen in der Verantwortung den nachfolgenden Generationen, die wir durch entsprechende Bildungsarbeit und durch Konfrontation mit der Vergangenheit stark machen müssen. Eine schwierige Aufgabe in einer schwierigen Zeit doch ich bin zuversichtlich, dass die demokratischen Strukturen, die demokratischen Parteien und die vielen engagierten Menschen bei uns stark genug sind, die vielen Herausforderungen anzunehmen. Demokratie ist keine Zuschauer Veranstaltung - Demokratie lebt vom mitmachen!"
Anschließend wurden die Namen der von den Nazis ermordeten Eisleber Juden verlesen. Rüdiger Seidel, Vorsitzender des Synagogenvereins, wies dabei auch auf den Gedenkstein für polnische KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter bei der Mansfeld AG hin, der auf dem Neuen Jüdischen Friedhof steht.
Mit dem bekannten jüdischen Lied „Hevenu schalom, alejchem- Wir wünschen Frieden euch allen“, das alle Besucher mitsangen, wurde noch einmal der Wunsch aller Besucher der bewegenden Feierstunde nach Frieden hörbar. Nach jüdischem Ritual wurden anstatt Blumen Steine auf die Gräber verstorbener jüdischer Eisleber Bürger gelegt.