„Heute ist ein besonderer Tag. Wir gründen einen Verein“, begrüßt Ute Klopfleisch jene, die ihrer Einladung in das Hotel „Graf von Mansfeld“ gefolgt sind.
Am 13. Februar dieses Jahres fand hier nämlich die Gründungsveranstaltung eines neuen Fördervereins statt. Eingeladen hatte Ute Klopfleisch, die bereits die Geschicke des Heimat- und Geschichtsvereins der Lutherstadt Eisleben führt.
Ihr zur Seite stand Bürgermeister Carsten Staub von Seiten der Stadtverwaltung Eisleben. Beide haben ein gemeinsames Anliegen – die Zukunft der unter Eislebern bekannten „Muskelkirche“. Der kleine Backsteinbau in der Nicolaistraße, genau gegenüber der frisch renovieren und sanierten Kirche St. Nicolai, ist in Eigentum der Stadt, aber leider seit vielen Jahren ohne Nutzung. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaute Kirche diente zunächst der katholischen Gemeinde der Lutherstadt. Als die Räumlichkeiten wegen steigender Mitgliederzahlen zu klein wurden und auf dem Klosterplatz die neue katholische Kirche erbaut und im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Betrieb genommen wurde, verlor die kleine St. Gertrud als Kirche an Bedeutung und wurde zur Sportstätte – daher der Name „Muskelkirche“ - umfunktioniert. Auch die Sommerfeste des "Clubs der alten Meister", der in unmittelbarer Nachbarschaft befindlichen Kreishandwerkschaft, wurden hier gefeiert. Doch seit fast dreißig Jahren schlummert die kleine Kirche nun im Dornröschenschlaf. Wobei das durchaus romantisch gesehen werden darf – die traurige Wahrheit ist eine eher andere: das Haus verfällt mit der Zeit. Vor gut zwanzig Jahren investierte die Stadt in Dach und Mauerwerk, nahm eine Einfriedung und Absicherung des Hanges vor. Ute Klopfleisch nahm im vergangenen Jahr einen beherzten und zweiten Anlauf, die kleine Kirche vor dem Verfall zu retten. Und sie holte sich dabei Rückendeckung aus dem Bauamt der Lutherstadt Eisleben. Bauamtsleiter Sven Kassik, nämlich, hat den verzückenden Backsteinbau ebenfalls in sein Herz geschlossen und sagte dem ambitionierten Projekt seine Unterstützung zu: „Die kleine Kirche prägt die Stadtansicht. Wir, als Stadt, investieren und sanieren seit vielen Jahren in und um das Quartier rund um den Rühlemannplatz. So wird, Beispielsweise, zum diesjährigen Tag der Städtebauförderung am 4. Mai, die Nicolaistraße mit ihren abgeschlossenen Baumaßnahmen im Focus stehen." Da ist es nur schlüssig, diesen - ganz sachlich ausgedrückt - städtebaulichen Missstand zu beseitigen und ein Kleinod wieder zum Glänzen zu bringen. Und, vor allen Dingen, in Nutzung!
Pläne, wie die kleine „Kulturkirche“ künftig genutzt werden könne, hat Ute Klopfleisch bereits sehr viele. Als Vereinsstätte, beispielsweise, zählt sie auf. Der Kernstadt fehle nämlich ein geeigneter Treffpunkt für Vereine, wie es die Ortsteile mit ihren Dorfgemeinschaftshäusern durchaus hätten. Ein Umstand, der die mittlerweile zweifache Vereinsvorsitzende, schon lange umtreibt. Und auch Chöre könnten hier proben; Projekte für Kinder, Jugendliche und junge Leute stattfinden, Senioren sich treffen, aber auch Familienfeste gefeiert werden. Die unmittelbare Nähe zum Kolumbarium bietet dabei Synergieeffekte. Familien, die einen Angehörigen verabschieden, könnten hier im Anschluss an die Bestattung noch zusammen verweilen und gedenken. Aber auch Trauungen, und daran sieht man sehr gut, dass Freud und Leid auch in der Nutzung von Objekten sehr nah beieinander liegen, wären vorstellbar. Die Liste ist selbstredend noch nicht vollständig und Ute Klopfleisch hat viele Ideen und einige einflussreiche Mitstreiter aus der Politik gewinnen können. Da wäre, zum Beispiel, Bundestagsabgeordneter Ingo Bodtke (FDP) und die FDP-Landtagsabgeordnete Kathrin Tarricone.
Ersterer zählt auch zu den Gründungsmitgliedern, genauso wie Kathrin Valder, Andreas Pinhack, Janet und Roland Woziwodzki, Ute Klopfleisch und Heidrun Fröhlich.
Am 9. April, ab 9 Uhr, gilt: Mitmachen statt meckern!
Den Hut des Vorsitzenden hat sich Ute Klopfleisch aufgesetzt bzw. aufsetzen lassen. Die frisch gebackene respektive frisch gewählte Vorsitzende ließ dann auch keine Zeit verstreichen und setzte nächste Arbeitsschwerpunkte:
Am 26. Februar stand sie im Stadtentwicklungsausschuss den Stadträten Rede und Antwort zum Projekt „Kulturkirche“, ein Antrag bei RevierPionier wurde noch vor Ablauf der Frist gestellt und der Fernsehmoderator Dr. Michael Wasian vom MDR-Format „Mitmachen statt meckern“ eingeladen. Dieser wird am 9. April 2024, ab 9 Uhr, an der Muskelkirche mit seinem Team nicht nur drehen, sondern auch anpacken. Und alle, die den neuen Förderverein unterstützen, die kleine Muskelkirche retten und im neuen Glanz erstrahlen lassen möchten, sind dazu auch recht herzlich eingeladen.