Vergangene Woche reiste Bürgermeister Carsten Staub nach Schmalkalden zur Preisverleihung des „Unerschrockenen Wortes“.
Dieser Preis wird seit 1996 vom „Bund der Lutherstädte“ verliehen. Dieser Bund geht auf eine Initiative der Stadt Worms zurück. Ihm gehören 16 Städte deutschlandweit an, die mit dem unmittelbaren Wirken Luthers verbunden sind, so auch die Lutherstadt Eisleben, als Geburts- und Sterbeort des Reformators.
Aller zwei Jahre treffen sich die Städte im Rahmen einer Jurysitzung und wählen aus einer Reihe von nominierten – wobei jede einzelne Stadt Vorschläge unterbreiten kann – einen Preisträger. Im darauffolgenden Jahr wird der Preis im Rahmen eines Festaktes dann verliehen. In diesem Jahr fand die Preisverleihung in Schmalkalden statt. Im Vorfeld des Festaktes hatte die Gastgeberstadt für die Vertreter der 16 Kommunen ein Programm zusammengestellt. So gehörte neben einer Lesung und dem Besuch einer Ausstellung auf Schloss Wilhelmsburg auch die Führung durch eine Brauerei dazu.
Vergangenen Samstag, dann, fand in der Schlosskirche von Schloss Wilhelmsburg der Festakt zur Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises „Das unerschrockene Wort“ statt. Preisträgerin war die sichtlich gerührte afghanische Frauenrechtlerin Zarifa Ghafari. Im Alter von 26 Jahren wurde Ghafari im Sommer 2018 zur Bürgermeisterin von Maidan Shahr – einer Kommune in Afghanistan – gewählt. Bei ihrer Ernennung war sie die jüngste Bürgermeisterin Afghanistans und eines von nur wenigen weiblichen Stadtoberhäuptern im Land. Offiziell vereidigt werden konnte sie erst im Frühjahr 2029. Mehrfach wurde ihr der Zugang zu ihren Amtsräumen durch Männer mit Maschinengewehren versperrt. Ghafari musste zunächst nach Kabul fliehen und von dort aus ihre Amtsgeschäfte durchführen.
Furchtlos und engagiert erhebt sie stellvertretend für alle unterdrückten Mädchen und Frauen ihres Heimatlandes ihre Stimme. In ihrer Amtszeit schuf sie Arbeitsplätze für Frauen, denen es bis dahin nicht erlaubt war, eine Arbeit aufzunehmen. Sie eröffnete einen Markt, auf dem nur Frauen arbeiteten und der nur für Frauen geöffnet war. Die Machtergreifung der Taliban in Afghanistan im Jahre 2021 zwang sie zur Flucht nach Deutschland, wo sie mit ihrer Familie seit 2021 lebt. In ihrer berührenden Dankesrede ließ die junge Frau keinen Zweifel an ihrer Liebe zur Heimat, die sie mehr liebt als ihre Leben. „Ich bin unglaublich stolz und dankbar, dass wir, als Lutherstadt Eisleben, zum Bund der Lutherstädte gehören und mit diesem Preis Menschen ehren können, die unerschrocken und ohne Rücksicht auf das eigene Wohl, ja, gar das eigene Leben, für Gerechtigkeit einstehen, ganz im Sinne des Reformators Martin Luther“, so Bürgermeister Carsten Staub am Rande der Veranstaltung.
Die nächste Jurysitzung findet 2024 und die nächste Preisverleihung im darauffolgenden Jahr in Augsburg statt.