Vergangenen Donnerstag wurde zum 6. Jugendkreistag nach Sangerhausen in die Mammuthalle eingeladen. Das Gremium hat die Intension, lebens- und praxisnah junge Menschen an die Kommunalpolitik heranzuführen.
Und so haben sich Schülerinnen und Schüler aus sechs weiterführenden Schulen des Landkreises mit Ideen auseinandergesetzt, die dem Allgemeinwohl - also allen Schülerinnen und Schülern ihrer Schule - zugute kommen sollen. Jede Fraktionsgruppe / Schule hat eine Beschlussvorlage erarbeitet, die dann im Jugendkreistag nicht nur dem Landrat und dem Kreistagsvorsitzenden sondern auch allen anderen teilnehmenden Schulen / Fraktionen vorgestellt und verteidigt wurde. Dabei galt es das Budget von 20.000 Euro, das der Landkreis für diese Projekte in seinem Haushalt eingeplant hat, nicht zu überschreiten. Nach jeder Beschlussvorlage wurde abgestimmt – Demokratie hautnah. Auch die Schülerinnen und Schüler der Katharinenschule aus Eisleben haben sich am Jugendkreistag mit einer Beschlussvorlage beteiligt. Es war zudem die erste, die besprochen wurde. Dementsprechend aufgeregt waren die beiden Schülerinnen, die das Projekt – eine Geocaching-Tour mit 10 Checkpoints in der Lutherstadt Eisleben – vorstellen durften. Sorgfältig haben sie die finanziellen Mittel und die Folgekosten dargelegt – und (fast) alle überzeugen können. 63 Ja-Stimmen – von insgesamt 85 Stimmen – hat die Katharinenschule für ihre Beschlussvorlage erhalten. Nun kann die Schule im Rahmen dieses Projektes 20 GPS-Geräte, ein Gästebuch und die Holzboxen für die Geocach-Punkte erwerben und die digital/ analoge Tour durch die Lutherstadt umsetzen.
Einstimmig beschlossen wurde die Umgestaltung eines Flurs der Sangerhäuser Förderschule „Pestalozzi“ zu einem Aufenthaltsbereich mit Sitzmöglichkeiten. Sehr anschaulich – nämlich mit einem TikTok-Video - zeigten die Schüler den baulichen Zustand ihrer Schule. Dieser ließ die fünf anderen Fraktionsgruppen / Schulen nicht unbeeindruckt und berührt. Keine Nachfragen und 85 Zustimmung für eine überzeugend vorgetragene Beschlussvorlage. Landrat André Schröder, der den Jugendkreistag aufmerksam verfolgte und die jungen Menschen ausdrücklich ermutigte, sich Kommunalpolitisch einzubringen, gab in den Abstimmungspausen erklärende Ausführungen – beispielsweise zum „Hammelsprung“ und was es mit den drei Türen, die jedes Parlament hat, auf sich habe. Auch den maroden baulichen Zustand der Sangerhäuser Förderschule wollte er nicht so einfach unkommentiert lassen. So führe der Landkreis eine Prioritätenliste, was seine Schulen betreffe. Und natürlich kenne man den Zustand der Pestalozzischule. Aber, die in der Lutherstadt Eisleben ist in einem noch viel schlimmeren Zustand – und deshalb auch prioritär zu behandeln. Nach deren Abriss und erfolgtem Neubau ist die Sangerhäuser Förderschule an der Reihe, versprach der Landrat. Der Zustand der beiden Schulen – auch das erklärte der Landrat den Schülern – sei darauf zurückzuführen, dass viele Jahre auf Landesebene die Zukunft der Förderschulen im Land unklar war. Natürlich „macht es wenig Sinn“, in einen Schulstandort zu investieren, wenn er zur Disposition stehe.
Die Schüler der Sekundarschule Roßla möchten ihren Pausenhof – der derzeit einfach nur Pausenhof sei – mit Outdoor-Fitnessgeräten gestalten. Eine kleine „Rüge“ gab es wegen der nicht eingeplanten Kosten für Aufbau / Wartung und TÜV der Sportgeräte. Ein Fauxpas, der einem Beschluss im politischen Leben den Garaus machen kann. Und so hatten dann auch die Fraktionsgruppen noch über einen „Änderungsantrag zu den Folgekosten“ abzustimmen. Kreistagsvorsitzender Jürgen Lautenfeld, der dem Jugendkreistag vorsaß, sah es gelassen – genauso wie die anderen Fraktionsgruppen, die der Beschlussvorlage zwar sehr knapp, aber eben doch zustimmten.
Auch das Humboldt-Gymnasium in Hettstedt hatte mit seiner Beschlussvorlage Erfolg – galt es doch für die Toiletten kostenlose Periodenprodukte zur Verfügung zu stellen. Die Sekundarschule „Heinrich Heine“ beantragte in ihrem Beschluss, dass Schulsozialarbeit ein fester Bestandteil im Landkreis wird und an jeder Grund- und weiterführenden Schule eine unbefristete Stelle geschaffen werde. Dazu soll die Kreisverwaltung den Beschluss an die Landesregierung und die entsprechenden Ministerien mit der Forderung um eine auskömmliche und dauerhafte Finanzierung übergeben.
Auch für die Sekundarschule Röblingen hat sich die parlamentarische Arbeit gelohnt. 17 Spinde, brandschutzgerecht und groß genug, werden erworben und kostenlos den Lernenden zur Verfügung gestellt. Sukzessive sollen weitere angeschafft werden. Nicht jeder Schüler, nämlich, kann sich eine monatliche Spindgebühr leisten – und nicht jede Schülerinnen hat Geld für monatliche Hygieneartikel. Landrat André Schröder lobte die umsichtigen Ideen der Schüler – erklärte ihnen aber auch, dass nichts auf dieser Welt kostenlos sei – einer muss nun mal die Rechnung dafür bezahlen.
In den vorliegenden Fällen, der Landkreis über seinen Kreishalt und die aufgenommenen Kredite, deren Rückzahlung, auch das ließ er durchblicken, wohl ebenjene Fraktionsgruppen, die gerade kostenlose Spinde, Sportgeräte, Geocaching-Touren, Sitzmöbel und Hygiene-Artikel beschlossen haben, auf die eine oder andere Weise übernehmen werden.