Öffentliche Toilette sind ein Problem – nicht nur in der Lutherstadt Eisleben. Die ideale Lösung – der Königsweg gewissermaßen – scheint in vielen Kommunen deutschlandweit noch nicht gefunden. Zu hoch sind die Kosten für die Betreibung öffentlicher Toiletten, zu hoch auch die Gefahr der Verschmutzung und Zerstörung durch Vandalismus. Einher gehen diese Kosten – am Beispiel der Lutherstadt Eisleben – mit gleichzeitig hohen Kosten für eine Modernisierung und Instandsetzung der öffentlichen Toilettenanlage am Marktberg. Mit an die 100.000 Euro rechnen Bürgermeister Carsten Staub und das hiesige Bauamt. Eine von vielen Maßnahmen, die u.a. an den begrenzten Hausmitteln scheitern. Und dennoch bemüht sich die Stadt im Einklang mit den Gewerbetreibenden nach Lösungen. Vergangene Woche suchte Bürgermeister Carsten Staub mit Kathrin Gantz von der Stabsstelle Wirtschaft, Schule, Jugend, Sport und Fördermittelkoordination das persönliche Gespräch mit Gastronomen des Innenstadtbereiches, um sie für das Konzept der „netten Toilette“ zu gewinnen. Viele Städte deutschlandweit haben dieses Konzept bereits übernommen. Die Idee dahinter kurz und knapp: Gastronomen im Stadtgebiet stellen ihre Gäste-WC zur Verfügung und erhalten dafür von der Kommune eine monatliche Aufwandsentschädigung. Eine Win-Win-Situation, möchte man meinen. Der Gast / Besucher / Tourist findet saubere und ordentliche Toiletten vor – der Gastronom gewinnt unter Umständen neue Gäste … und bekommt seine Unkosten (teilweise) erstattet. Klingt erst einmal nicht schlecht. Im Gespräch mit den Gastronomen erfuhr der Bürgermeister aber auch von deren Bedenken. Natürlich betreibe man keine öffentliche Toilette, wisse aber wohl um die Sorgen, wenn man selber unterwegs ist und keine finde. Gerade bei größeren Veranstaltungen auf dem Marktplatz fühlen sich allerdings die eigenen Gaststättengäste von den Warteschlangen, die sich vor den Toilettentüren bilden, verständlicherweise gestört. So schilderte, beispielsweise, Jessica Klehm vom Café Oneiro ihre Eindrücke von „Advent in Luthers Höfen“ im vergangenen Jahr. Man sei durchaus willens zu helfen, da sind sich die Gastronomen sehr einig, aber nicht auf Kosten der eigenen Gäste – was Carsten Staub und Kathrin Gantz vollkommen verstehen können. Für Jessica Klehm war es bereits schon vor dem Angebot der Stadt selbstverständlich, die Toiletten des Cafés gegen einen kleinen Obolus zur Verfügung zu stellen. Das es dafür jetzt eine kleine Entschädigung von Seiten der Kommune gibt – um so besser. Ähnlich sehen es die Betreiber der Ratsstube. Bereitwillig sei man bereit zu helfen – auch über das übliche Maß hinaus. Aber, an erster Stelle stehen natürlich die eigenen Gäste, und die müssen sich wohl fühlen. Und wenn während einer Familienfeier dreißig Toilettengäste durch die Gaststube laufen, ist das eben nicht mehr gemütlich. Bürgermeister Carsten Staub und Kathrin Gantz können diesen Bedenken nur beipflichten und hoffen deshalb einfach auf eine noch größere Bereitschaft unter den Gastronomen, sich an der „Netten Toilette“ zu beteiligen. Auf mehrere Schultern verteilt, ist das Toilettenproblem dann vielleicht zu stemmen. Und bei großen Veranstaltungen der Stadt, muss künftig, da waren sich alle einig, eine andere Lösung gefunden werden. Wie gesagt, ein Königsweg ist noch nicht gefunden. Interessierte Gastronomen, die sich jetzt vorstellen können, sich an der Aktion zu beteiligen, melden sich bitte bei der Stadtverwaltung Eisleben.