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30 Jahre Kinderschutzbund

Vergangenen Montag (17. Oktober 2022)feierte der Kinderschutzbund Mansfeld Südharz e.V. sein 30. Jubiläum mit einem Festakt im Theater Eisleben. Zahlreiche Gäste verfolgten die Gastreden und musikalischen Beiträge des liebevoll organisierten Programms. Dirk Wellnitz als Vorstand des Vereins begrüßte die Gäste – darunter viele Freunde und Förderer des Vereins. Musikalisch eingestimmt wurde mit der Singegruppe des Mehrgenerationenhauses, begleitet von Jonas Schneider am Schlagzeug und Rudi Wanitschek an der Gitarre und unter der Leitung von Bärbel Glatt. Danach ließ Geschäftsführerin des Vereins, Daniela Liedmann, die vergangenen dreißig Jahre und das vielfältige Engagement des Vereins und seiner Mitstreiter Revue passieren. Dass sich darunter auch bekannte Persönlichkeiten, wie Peter Escher, Peter Maffay und Henry Maske, finden, zeugt einmal mehr vom großen Wirkungskreis des Kinderschutzbundes. Landrat André Schröder unterstrich die Vielfalt der Vereins in den vergangenen Jahrzehnten und hob die verlässlich Förderung durch den Landkreis hervor, der den Kinderschutzbund und seine Arbeit mit jährlich 39.000 Euro unterstützt. Und das soll auch in der Zukunft so bleiben. Weil das gut angelegtes Geld sei und Zahlen manchmal eben nur Zahlen sind und überhaupt nichts darüber aussagen, was alles dahinter steckt. Denn ehrenamtliches Engagement, das kann man nicht genug honorieren. Dahingehend könne sich der Landkreis reich schätzen. Und wäre ohne dieses um einiges ärmer. Um einiges. Dem konnte sich Eislebens Bürgermeister Carsten Staub nur anschließen.
Seine Rede im Wortlaut: „Wer sich 30 Jahre für die Rechte von Kindern einsetzt, hat nicht nur Unglaubliches geleistet. Wer sich 30 Jahre für die Rechte von Kindern einsetzt, hat auch viel erlebt, gesehen, gehört, erfahren und leider auch ertragen müssen. Seit 30 Jahren gibt es den Kinderschutzbund im Landkreis Mansfeld-Südharz. Und eigentlich ist es traurig, dass es so etwas geben muss - ein Bündnis, dass Kinder schützt, ihre Rechte wahrt und sich für sie einsetzt, eine Lobby für Kinder. Kinder sind das kostbarste, das uns anvertraut wird. Hilflos und schutzlos betreten sie unsere Welt. Legen ihr Wohl in unsere Hände. Verlassen sich auf uns, vertrauen uns. Bedingungslos. Unsere Aufgabe ist es, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden, und da meine ich nicht nur die essentiellen, wie Essen und Trinken. Wir achten auf ihre Gesundheit, geben ihnen Geborgenheit, Liebe, Respekt, spielen mit ihnen, lernen, geben ihnen die Möglichkeit sich ihren Interessen entsprechend zu entfalten. Wir hören ihnen zu. Wir schützen sie vor Gewalt und Missbrauch. Was aber ist mit jenen Kindern, denen das alles nicht zu Teil wird – ja, auch hier, mitten in Deutschland? Was ist mit all diesen Kindern? Sehr geehrte Frau Liedmann, sehr geehrte Frau Coffier, sehr geehrter Herr Wellnitz, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderschutzbundes Mansfeld-Südharz, was ist mit diesen Kindern? Diesen Kindern verhelfen sie alle – tagtäglich und das seit nunmehr dreißig Jahren zu ihren Rechten, sie geben diesen Kindern eine Stimme. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie viele Tränen sie in den vergangenen drei Jahrzehnten trocknen mussten. Ich weiß aber, dass jedes Kinderlachen, das man selbst bewirkt, der schönste Lohn dafür ist. Das reicht aber nicht. Nicht als Lohn, und auch nicht, ihren Arbeitsalltag zu beschreiben. Sie beraten und begleiten Familien. Sie bieten Kinder- und Jugendarbeit an. Sie haben offene Ohren für Kinder, denen sonst keiner zuhören möchte. Sie geben Kindern eine Stimme, weil man die kleinen Stimmen nicht hört, nicht hören kann oder leider hören will. Sie legen immer wieder den Finger in die Wunde der Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die immer wieder betont, dass Kinder unsere Zukunft sind. Ein viel und oft zitierter Satz. Es sollte aber eben nicht NUR ein Satz sein, sondern GESETZ. Warum tun wir uns so unendlich schwer damit, das kostbarste, das wir haben, zu schützen. Warum tun wir uns als Gesellschaft so schwer damit, die Kinderrechte im Grundgesetz aufzunehmen? Die Debatte hält nun bereits über drei Jahrzehnte an. Warum? Weil wir dann alle in der Pflicht wären? Weil wir dann per Gesetz umsetzen müssen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte - dass es allen Kindern gut geht? Warum sind Einrichtungen wie die ihren, die sich explizit der Kinder- und Jugendarbeit verschreiben, finanziell und personell nur so weit ausgestattet, dass es "gerade mal so" reicht? Seit dem Jahr 1992 gilt die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (VN) in Deutschland. Genau so lange wird darüber diskutiert, Kinderrechte ausdrücklich im Grundgesetz zu verankern. Anfang 2021 verabschiedete das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf, der den Artikel 6 Absatz 2 des Grundgesetzes durch die folgenden Sätze ergänzen sollte: „Die verfassungsmäßigen Rechte der Kinder einschließlich ihres Rechts auf Entwicklung zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten sind zu achten und zu schützen. Das Wohl des Kindes ist angemessen zu berücksichtigen. Der verfassungsrechtliche Anspruch von Kindern auf rechtliches Gehör ist zu wahren. Die Erstverantwortung der Eltern bleibt unberührt.“ Für diesen Vorschlag – das müssen Sie sich mal vorstellen – konnte im parlamentarischen Verfahren keine interfraktionelle Einigung erzielt werden. Es konnte keine Einigung, keine Mehrheit letztlich für das Wohlergehen aller Kinder erzielt werden. Ich finde das traurig. Mehr noch, wenn ich mir überlege, wie schnell bei anderen Dingen Mehrheiten geschaffen werden. (Beispielsweise wenn es darum geht, Milliarden Mehrausgaben für Waffen zu beschließen.) Für die 20. Legislaturperiode haben sich alle Regierungsparteien im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern und damit einen erneuten Anlauf für diesen historischen Schritt zu unternehmen. An der Zeit wäre es. Ich bin Familienvater. Ich liebe meine Kinder. Und ich gebe täglich alles dafür, dass es ihnen gut ergeht, dass sie glücklich sind, gesund, wohlbehalten aufwachsen. Ich weiß aber auch, dass das leider nicht in jeder Familie so ist. Als Bürgermeister einer Stadt, in der Familien leben und in denen es allen Kindern gut gehen soll, bin ich deshalb froh und dankbar, dass wir einen einen Ort, wie das Mehrgenerationenhaus Sternschnuppe haben. Mit Mitarbeiterinnen, wie den Ihren, liebe Frau Liedmann, liebe Frau Coffier. Wir alle haben einen gesellschaftlicher Auftrag. Denn Kinder sind tatsächlich unsere Zukunft. In diesem Sinne, wünschen ich dem Kinderschutzbund weiterhin alles Gute und den Mitarbeiterinnen viel Kraft aber auch Spaß bei ihrer Arbeit. Ich bin mir sicher, so engagiert jeder einzelne dafür einsetzen mag, dass der Tag nie kommen wird, an denen kein Kind mehr ihrer Hilfe bedarf, leider.