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Ein Foto, viele Gesichter und noch mehr Geschichten

Die alte Aufnahme, die Monika Buchholz der Stadtverwaltung Eisleben dieser Tage vorbeibrachte, zeigt eine Gruppenaufnahme der Klinikmitarbeiter vor dem Eingangsbereich des ehemaligen Bergbaukrankenhauses in der Kassler Straße. Feierlich sitzen in den vorderen Reihen die Herren Ärzte, dahinter stehen die Krankenschwestern und anderen Mitarbeiter. Auch ein Auto – damals sicher noch eine Seltenheit – steht am linken Bildrand. Es trägt eine Fahne des Roten Kreuzes, direkt daneben steht der Fahrer mit Schirmmütze. Der Herr neben diesem ist Monika Buchholz´ Großvater – Jakob Kohl. Dieser zog 1884 vom Eichsfeld nach Eisleben und war, heute würde man sagen als „Hausmeister“ im Bergbaukrankhaus angestellt. Tatsächlich weist das Mansfelder Adressbuch aus dem Jahre 1907 einen Jakob Kohl, wohnhaft auf der Mittleren Siebenhitze, als Heizer aus. Monika Buchholz erinnert sich noch sehr genau daran, was ihre Mutter, Margarete Gast, die Tochter von Jakob Kohl, ihr über den Großvater erzählt hat. Dieser nämlich, hatte die Aufgabe die Räume im Bergbaukrankenhaus im Winter warm zu halten. Er zog von Zimmer zu Zimmer und versorgte die einzelnen Öfen mit Kohle und Holz. Diese Geschichte rührt sicher noch aus der Anfangszeit des Krankenhauses, das im Jahre 1891 bereits eine erste Dampfheizung erhält. Um 1922, so erinnert sich Monika Buchholz aus Erzählungen ihres Großvaters, bekam das Haus eine neue Heizungsanlage. Man nahm dies zum Anlass ein Foto mit allen Mitarbeitern zur Erinnerung aufzunehmen. Aber nicht nur das weiß Monika Buchholz von ihrem Großvater zu berichten. In der Familie erhalten hat sich die Anekdote, dass der Großvater von den Ärzten gebeten wurde, doch die Petroleumlampen während der OP zu halten. In den Wintermonaten, nämlich, fehlte ab halb fünf nachmittags das für die Operationen benötigte Licht. Jakob Kohl soll seiner Enkelin nach gesagt haben: „Alles könnt ihr von mir verlangen, aber das nicht.“ Auch diese Geschichte muss wohl noch aus den Anfangsjahren stammen, erfahren wir doch aus der Baugeschichte, dass das Krankenhaus im Jahre 1915 nicht nur eine 2. Etage erhielt, sondern auch ein Aufzug für das Haus in Betrieb genommen wurde. Gerne würde Monika Buchholz wissen, ob es heute noch Eisleberinnen und Eisleber gibt, die auch einen Vorfahren auf der Fotoaufnahme erkennen. Vielleicht gibt es ja noch andere Geschichten zu erzählen? Wer auf dem Foto jemanden erkennt oder auch eine kleine Geschichte oder Anekdote zum Bergbaukrankenhaus teilen möchte, meldet sich bitte unter Tel. 03475 655 600 oder schreibt eine E-mail an presse@lutherstadt-eisleben.de. Zur Geschichte des ehemaligen Bergbaukrankenhaus finden sich im Internet, auf www.kupferspuren.eu, interessante Informationen. So erwarb der 1857 gegründete Mansfelder Knappschaftsverein im Jahre 1873 die sogenannte Haas`sche Mühle auf dem Stahlshüttenhof vor der Neustadt Eislebens für 800 Taler. Auf dem Grundstück sollte ein „Knappschaftslazarett“ mit einem irisch-römischen Bad errichtet werden. 1876 wurde das gewerkschaftliche Krankenhaus eröffnet, Knappschaftsangehörige des Mansfelder Reviers konnten nunmehr stationär medizinisch betreut werden. Die Leitung der neuen Einrichtung hatte der Knappschaftsarzt und königliche Sanitätsrat Dr. Martin Vogel. Die Anzahl der Krankenbetten stieg bis 1931 auf 102. Weitere Bauabschnitte folgten 1936. Das Bergbaukrankenhaus erfuhr unter der Leitung des Mansfeld Kombinates eine ständige Modernisierung. Nach der Wende 1989 wurden für das Haus nochmals ca. 10 Millionen DM zu seiner Rekonstruktion aufgewendet. Nach einen Brand 1994 wurden das Bergbaukrankenhaus geschlossen. Nachdem das fast 30 Jahre dem Verfall preisgegeben war, wurde es an einen Investor verkauft. Dieser plant hier einen Neubau mit altersgerechten Wohneinheiten.