Coelius_Tagung

 

Der Reformationsgraf Albrecht von Mansfeld-Hinterort und sein Hofprediger Michael Coelius am 5. März 2010 im Rathaus der Lutherstadt Eisleben und am 6. März auf Schloss Mansfeld

Im Rahmen der Lutherdekade initiierte die Lutherstadt Eisleben in Zusammenarbeit mit Mansfeld – Lutherstadt eine Tagung unter dem Titel
"Der Reformationsgraf Albrecht von Mansfeld-Hinterort und sein Hofprediger Michael Coelius"
Die wissenschaftliche Vorbereitung lag in den Händen von Prof. Dr. Siegfried Bräuer (Berlin). Prof. Dr. Bräuer hat sich nicht nur durch seine zahlreichen Veröffentlichungen zur Reformationsgeschichte und zum Bauernkrieg in der Grafschaft Mansfeld als profunder Kenner dieser Materie erwiesen, sondern hat seit 1983 in der Lutherstadt Eisleben auch zahlreiche Vorträge gehalten. Darüber hinaus gelang es ihm, für diese Tagung namhafte Referenten zu gewinnen.
Martin Luther bezeichnete sich als „.. ein Landeskind von der Herrschaft Mansfeld, dem es gebührt, sein Vaterland und seine Landesherren zu lieben...“ und blieb daher der Grafschaft Mansfeld zeitlebens eng verbunden.
Martin Luther hatte kurz vor seinem Tod am 18. Februar 1546 in Eisleben die Grundlage für ein evangelisches Kirchenwesen in unserer Region gelegt. Allerdings gelang es erst den nachfolgenden Kirchentheologen, ein arbeitsfähiges Kirchen- und Schulwesen aufzubauen.
Daraus resultiert auch die besondere Bedeutung dieses mitteldeutschen Raumes für den geistigen, theologischen und kirchlichen Erneuerungsprozess der Reformation.

Die Tagung am 5. und 6. März 2010 in Eisleben und Mansfeld knüpfte an zwei Arbeitsgespräche in der Lutherstadt Eisleben im November 2001 zu Erasmus Sarcerius und im November 2003 zu Cyriakus Spangenberg an. Sie setzten die Erforschung des Reformationsprozesses in der Grafschaft Mansfeld fort, die im 19. Jahrhundert wichtige Impulse empfangen hatte. Die Ergebnisse der beiden Arbeitsgespräche, die gemeinsam von der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und dem Institut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig veranstaltet wurden, liegen in der Veröffentlichung der Stiftung
Reformatoren im Mansfelder Land Erasmus Sarcerius und Cyriakus Spangenberg
vor.
In gleicher Weise konnten die Beiträge namhafter Wissenschaftler zum Wirken des Grafen Albrechts als dem eigentlichen Reformationsgrafen und seines Hofpredigers Michael Coelius eine weitere Forschungslücke in der Reformationsforschung schließen.
Die Tagung wurde im Rathaus von der Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben, Frau Jutta Fischer, und dem Bürgermeister der Stadt Mansfeld, Herrn Dietmar Sauer, eröffnet.
Frau Fischer hob in ihrer Begrüßungsrede in dem bis auf den letzten Stuhl besetzten ehrwürdigen Ratssaal des Rathauses insbesondere hervor, dass Beamte und Bergunternehmer das soziale Beziehungsgeflecht für den Reformator Martin Luther bildete, mit denen er in der Regel auch verwandt war. Daher ist die Reformation ohne diese Einflüsse aus Eisleben und Mansfeld nicht denkbar und sollte noch mehr herausgearbeitet werden.
Sie wünschte den Teilnehmern in dem historischen Eisleber Rathaus, das – nach dem großen Stadtbrand von 1498 erbaut – ja selbst „Zeitzeuge“ der Ereignisse um Luthers Tod und dem weiteren Verlauf der Reformationsgeschichte im 16. Jahrhundert - ein gutes Gelingen dieser Tagung und hob ihre Erwartung auf weitere Anregungen für die noch vor uns liegenden Jubiläen in der Lutherdekade hervor.
Ebenso verknüpfte Dietmar Sauer in seiner Begrüßung die Hoffnung auf eine noch engere Zusammenarbeit der beiden Lutherstädte bis 2017 mit der Zuversicht auf ein neues Museum in Mansfeld, indem besonders die spektakulären archäologischen Funde auf dem Grundstück der Familie Luder die Rolle von Mansfeld-Lutherstadt im Reigen der Lutherstädte Eisleben und Wittenberg festigen wird.

Prof. Dr. Bräuer stellte zunächst in seiner Einführung den Zusammenhang zu den beiden vorangegangenen Arbeitsgesprächen in Eisleben her, an denen er maßgeblich beteiligt war. Er führte durch das Tagungsprogramm, indem er den einzelnen Referaten zunächst eine kurze Biografie des Referenten und seine wichtigsten Veröffentlichungen voranstellte, und er leitete auch die an die Referate anschließende überaus lebhafte Diskussion unter den Teilnehmern, die aus dem gesamten mitteldeutschen Raum angereist waren.

In Mansfeld wurde die Tagung auf dem Schloss fortgesetzt und erfuhr eine unerwartete Ergänzung: In einer Führung durch das Schloss Mansfeld unterstrich Frau Dr. Roch-Lemmer als ausgewiesene Kennerin der Baugeschichte dieser Schloss- und Festungsanlage die Bedeutung Graf Albrechts als Bauherr des „fürstlichen“ Renaissanceschlosses Mansfeld-Hinterort. Diese Schlossanlage ist eines der frühesten und größten befestigten Renaissanceschlösser in Deutschland und verkörpert den Typus des „bastionierten Schlosses“.
Frau Dr. Roch-Lemmer unterbreitete in der Schlosskirche den Tagungsteilnehmern ihre weiteren Forschungsergebnisse zur Innenausstattung der spätgotischen Kirche. Die Veröffentlichung dieser Forschungsresultate wird die Fachwelt aufhorchen lassen.

Prof. Dr. jur. Heiner Lück, Inhaber des Lehrstuhles für Bürgerliches Recht, Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte, fasste in seinem die Tagung abschließenden Referat die Ergebnisse zusammen, zeigte die Impulse für die weitere Forschung in der ehemaligen Grafschaft Mansfeld auf, benannte aber ebenso die Desiderate, die es in der Forschung in Sachsen-Anhalt gibt, denn alle Ansätze einer modernen Landesforschung fehlen in unserem Bundesland.

Bleibt zu wünschen, dass es der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt anlässlich des 500-järigem Gründungsjubiläums der Neustadt von Eisleben 1511 durch Graf Albrecht von Mansfeld-Hinterort gelingt, die Anregungen aus dieser Tagung vom 5. und 6. März aufzugreifen, in einem für November 2011 angekündigten Arbeitsgespräch weitere Forschungsergebnisse vorzulegen und die Ergebnisse dieser beiden Tagungen in einem gemeinsamen Band zu veröffentlichen.

Auch die Stadt Eisleben wird sich gemeinsam mit dem Gemeindekirchenrat der Kirchengemeinde von St. Annen der Eisleber Neustadt im Rahmen der Lutherdekade bemühen, dieses wichtige Jubiläum in ihrer Stadt würdig zu begehen.


Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,
Europäische, Deutsche und Sächsische Rechtsgeschichte Univ.-Prof. Dr. iur. Heiner Lück

Tagung „Der Reformationsgraf Albrecht von Mansfeld-Hinterort und sein Hofprediger Michael Coelius“, 05./06.03.2010, in der Lutherstadt Eisleben und Mansfeld – Lutherstadt.

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Fischer,
nach der Rückkehr aus dem Mansfelder Land möchte ich mich als Tagungsteilnehmer auf diesem Wege sehr herzlich für die wunderbare Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit, die wir am vergangenen Freitag und Samstag erfahren durften, bedanken. Ich weiß sehr gut um die immensen organisatorischen Mühen, die eine solche anspruchsvolle Tagung kosten. Diese haben Sie und Ihre Mitarbeiter(innen) mit einem schönen Erfolg auf sich genommen. Auch der Umstand, dass Sie trotz Ihrer knappen Zeit fast vollständig dem Tagungsgeschehen beigewohnt haben, war für uns Forscher und Wissenschaftler sehr wohltuend. Das schmucke Rathaus von Eisleben war eine wunderbare und würdige bauliche Hülle, die dem Ganzen eine besondere Prägung gab. Für Ihr ganz persönliches Engagement und den Einsatz aller Mitorganisatoren danke ich nochmals herzlich und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Heiner Lück