Stadtterrassen 2014

Die Ortschaft Wolferode


Wolferode Luftbild Andreas Stedtler
Luftbild von Andreas Stedtler
Wolferode ist seit dem 1. Januar 2005 ein Ortsteil der Lutherstadt Eisleben. Eine erste urkundliche Erwähnung ist durch die Edlen von Hakeborn für den 21. Mai 1336 verbrieft. Eusebio Christian Francke nannte in seiner 1723 erschienenen „Historie der Grafschaft Mansfeld“ einen Holzfleck bei Wolferode, den das Zisterzienserinnenkloster Helfta im Jahre 1323 erhalten hat.
Der Ortsteil liegt drei Kilometer südwestlich von Eisleben am südlichen Rand der Mansfelder Mulde.

Einst zwei Gemeinden

 

Wolferode Dorfgrabenstraße Grenzlinie
Dorfgrabenstraße einstige Grenzlinie
Bis 1874 bestand Wolferode aus zwei Gemeinden. Das oben genannte westliche und ältere Dorf A lag im Friesenfeld und war brandenburgisch-preußisch. In ihm wohnten hauptsächlich Bergleute. Das jüngere, östliche Dorf B, existiert seit 1484. Es lag östlich vom Dorfgraben und war sächsisch. Noch um 1900 bezeichneten sich die Einwohner von A als Altpreußen, die von B als Neupreußen, weil die Gemeinde B erst 1815 zu Preußen gekommen war.
Die Grenze zwischen den beiden Dörfern war die südliche Verlängerung des zwischen Kunstberg und Hirtenberg von Wimmelburg heraufziehenden Grundes, in welchem Wolferode liegt. Es ist zugleich der Verlauf der alten Binnengrenze zwischen Friesenfeld und Hassegau.
In der von der Türkeistraße abzweigenden Dorfgrabenstraße ist die einstige Grenze zwischen Wolferode A und B auf der neu gepflasterten Straße durch braune Steine markiert worden, und ein Stein erinnert an das einst getrennte Dorf.

St.-Cyriakus-Kirche


Wolferode Sankt Cyriakus
Wolferode Sankt Cyriakus
Die aus Bruchstein erbaute evangelische Kirche St. Cyriakus steht auf einer Anhöhe „Am Lindenplatz“ in der Ortsmitte. Ihr Bild wird durch den stumpfen und massiven Turm geprägt, dessen Dach 2003 neu gedeckt wurde. Die Kirche besaß auf dem heutigen Denkmalsplatz einen Vorgängerbau, der von den Mönchen des nahe gelegenen Benediktinerklosters Wimmelburg errichtet wurde. Der heute noch bestehende Turm wurde um 1500 von den Mönchen erbaut. Er ist das älteste Bauwerk des Ortsteils und erhielt 1882 eine Uhr; die 1990 erneuert wurde. Im Glockenstuhl hängen heute noch immer die drei 1921 geweihten Glocken.

Denkmale

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Kriegerdenkmale im Ort
 

Ein 1890 errichtetes Denkmal erinnert an die Kriege von 1864, 1866 und 1870/71. Es ist u. a. Otto Ziervogel gewidmet, der 1866 in der Schlacht bei Königgrätz fiel. Ein zweites Kriegerdenkmal steht auf dem interessant gestalteten Denkmalsplatz. Es erinnert an die einundachtzig Wolferöder, die im 1. Weltkrieg ihr Leben ließen. Ein weiteres Denkmal und sieben Gräber befinden sich auf dem Friedhof.
Ein 1953 eingeweihtes Denkmal erinnert an die fünf revolutionären Arbeiter des Ortes, die in den Märzkämpfen am 21. März 1921 standrechtlich von der Polizei in Bischofrode erschossen wurden.

Kupferschieferbergbau


Der Kupferschieferbergbau, der bis in das 14. Jahrhundert nachweisbar ist, prägte über lange Zeit die Kulturlandschaft und die Wirtschaftsstruktur von Wolferode. Eine einzigartige Landschaft mit 87 kleinen Halden und den Holzmarken entstand hier durch den Bergbau um den Ort.
1958 wurde ein Teil der Holzmarken zum Flächennaturdenkmal erklärt, und nach der politischen Wende entstand ein Naturlehrpfad. Von Bedeutung für die bergbaugeschichtliche Entwicklung ist der Verlauf des von Helfta kommenden Froschmühlenstollens östlich und nördlich des Dorfes vom Lichtloch (LL) 50 bis 57.

Mühlberg


Die höchste Erhebung des Ortes ist der Mühlberg. Drei Mühlen standen hier vor 1780. Eine vierte Mühle wurde noch weiter östlich gebaut, die allerdings schon auf der Helftaer Flur lag. Über die Feld- und Holzmarkenstraße führt der Weg in die „Holzmarken“. Das Gelände besteht vorwiegend aus Mischwald mit artenreichem Unterholz, Garten- sowie Ackerflächen und lädt zu ausgedehnten Wanderungen ein.

Die Kunstbergschule

 


Die Kunstbergschule entstand 1903/04. Bis 2005 saßen hier die Gemeindeverwaltung und das Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft „ Am Hornburger Sattel“. Heute werden die Räumlichkeiten u. a. vom Heimatverein genutzt.



Türkeischenke

 

Neben dem Gasthof „Zur Erholung“ erlangte die im Teil "B" gelegene „Oberschenke“ unter dem Namen „Türkeischenke“ Bedeutung. Auch eine Straße wurde nach ihr benannt. Eine erste Erwähnung ist für das Jahr 1703 belegt. Viele Veranstaltungen fanden in der gern besuchten Gaststätte statt. Auch der Arbeitersportclub traf sich hier. Von 1939 bis 1945 diente ihr Saal als Gefangenenlager. 1960 schloss die Gaststätte. Der Saal diente nun als Lagerraum und die Gasträume nutzte die LPG-Verwaltung. Das Gebäude wurde 1986 abgerissen. Gegenüber steht noch heute eine mächtige Stieleiche.