Stadtterrassen 2014

Die Ortschaft Rothenschirmbach

 

Rothenschirmbach Luftbild von Andreas Stettler
Luftbild von Andreas Stedtler

Am 1. Januar 2005 wurde der Ort am südlichen Rand des Hornburger Sattels in die Lutherstadt Eisleben eingemeindet. Der Ortsteil liegt ca. 10 Kilometer südlich der Lutherstadt. Eine erste urkundliche Erwähnung erfuhr Rothenschirmbach im Hersfelder Zehntverzeichnis um 900 als „Scrinbechiu“, was als „Ort am hellen Bach“ gedeutet wird.

Gründerin von Paulinzella
 

Im Mittelalter trat das Dorf, besser gesagt eine adlige Dame, in das Licht der Geschichte. Wir sprechen von Paulina, die wohl von 1067 bis 1112 lebte und in zweiter Ehe mit dem Edlen Ulrich von Schraplau verheiratet war. Von diesem erbte sie Besitzungen in den Fluren Rothenschirmbach und Sittichenbach. Im Alter zog sie sich in eine Klause im Thüringer Wald zurück. Aus dieser entwickelte sich eine klosterähnliche Einsiedelei. Nach ihrem Tode wurde ihr Leichnam in Marienzelle, dem späteren Paulinzella, beigesetzt. Ihr zu Ehren wollten Mönche in ihrem Heimatdorf Rothenschirmbach ein Kloster errichten, scheiterten jedoch am Mangel von Bauholz und Wasser. Die in der Nähe von Sittichenbach, Osterhausen und Rothenschirmbach befindlichen Güter von Paulinzella gingen im Laufe des nächsten Jahrhunderts an das 1141 gegründete Kloster Sittichenbach über.

An der Kupfer- und Weinstraße


Rothenschirmbach liegt an einem der Hauptverkehrswege des Landes, der alten Kupfer- und Weinstraße. Das im Mansfeldischen erzeugte Kupfer, ebenso die im Harz hergestellte Holzkohle, gelangte auf diesem Weg in den Süden bis in das ferne Venedig. Der Ausbau der Wein- und Kupferstraße im Jahr 1847 brachte dem Ort einen wirtschaftlichen Aufschwung. So wurde 1858 ein neues Schulhaus errichtet, dem 1863 ein neues Spritzenhaus folgte. In den Jahren 1866/67 wurde die heutige B180 als Provinzialstraße zwischen Eisleben und Querfurt gebaut. Bereits 1888 weihten die Rothenschirmbacher eine zweite neue Schule ein. 1893 erfolgte der Neubau der Dorfkirche.

Verzeichnis von 1802


Aus dem Jahre 1802 ist ein Verzeichnis von Gebäuden im Ort erhalten geblieben. In ihm werden 61 Wohnhäuser, eine Kirche, ein Pfarrhaus, eine Schule, ein Hirtenhaus, ein Brauhaus, ein Spritzenhaus und eine Windmühle aufgezählt. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen ein wirtschaftlicher Aufschwung und damit auch die territoriale Erweiterung des Ortes durch Neuansiedlungen. Zwei große Gehöfte mitten im Ort zeugen jetzt noch von den besten Zeiten der Gutsbetriebe. Außerdem lebten zwei Großbauern und mehrere Klein- und Mittelbauernfamilien im Dorf.
1947 entstand eine Neubauernsiedlung mit 13 Gehöften. Aus der 1953 gegründeten LPG „Thomas Müntzer“ entstand nach der Wende eine Agrargenossenschaft.
Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert arbeiteten Dorfbewohner auch in zwei großen Steinbrüchen

Autobahnkirche St. Pankratius


Rothenschirmbach Autobahnkirche
Autobahnkirche

Die altehrwürdige evangelische Kirche St. Pankratius erhielt im Juni 2006 eine neue Bedeutung. Sie wurde als Autobahnkirche geweiht. Ihr Vorgängerbau existierte wahrscheinlich schon im 10. Jahrhundert. Über die alte Kirche, deren Grundriss die Form eines lateinischen Kreuzes hatte, ist leider sehr wenig bekannt. Sie wurde 1778 in den Kirchenakten als sehr baufällig bezeichnet. Der ebenfalls sehr marode Turm musste 1844 abgetragen und neu aufgebaut werden. Zwei Jahre später wurde die alte Orgel durch eine neue ersetzt.
Die heutige Kirche wurde 1893 im neoromanischen Baustil errichtet. Als Baumaterial wurde Rotsandstein aus Siebigerode verwendet. Die Kirche hat einen eingezogenen halbrund geschlossenem Chor sowie einen quadratischen Westturm mit einem kleinen Treppenturm. Die Rühlemannorgel auf der Westempore ist ein besonderes Kleinod. Die Kirche verfügt nur noch über einen Altarstein, auf dem ein Holzkreuz steht. Der kulturhistorisch sehr wertvolle Schnitzaltar der Kirche befindet sich im Museum Querfurt.

Kriegerdenkmal

 
In der Dorfmitte, an der Hauptstraße steht ein Kriegerdenkmal. Es erinnert an die 17 gefallenen bzw. vermissten Männer aus dem 1. Weltkrieg. 45 Rothenschirmbacher fielen als Soldaten im 2. Weltkrieg.

Gewerbegebiet und Autobahn

 

Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden das Gewerbegebiet "An der B 180" und das Gewerbe- und Mischgebiet in der Ortslage. Hierdurch wurden Arbeitsplätze und Einkaufsmöglichkeiten im Ortsteil Rothenschirmbach geschaffen. Die A 38 oder Südharzautobahn trägt zu einer verbesserten Anbindung der Lutherstadt Eisleben mit seinen Ortsteilen an die benachbarten Orte und Städte bzw. auch an die Großräume Halle-Leipzig und Göttingen bei.