Preisverleihung Das unerschrockene Wort

„Bürgerschaft für eine wehrhafte Demokratie“

In der Lutherstadt Eisleben wurde der Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ an die Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ verliehen

Sechs Mitglieder der Initiative haben am 13. April 2013 in der Lutherstadt Eisleben den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ aus den Händen von Oberbürgermeisterin Jutta Fischer entgegengenommen. Ludwig Simek, Natalie Haas, Ina Schneider, Richard Spieß, Sion Israel und Michael Sauerer und weiter Mitglieder der Initiative erhielten die Auszeichnung für ihr unerschrockenes Auftreten.
Herr Sauerer ist der Barkeeper, der couragiert eingegriffen hat, als Neonazis eine dunkelhäutige Frau angepöbelt haben. Diese haben dann auf ihn und das Cafe Picasso einen Racheakt verübt, auf Grund dessen sich dann die Initiative gegründet hat.

Oberbürgermeisterin Jutta Fischer: „Im Sinne von Martin Luther – das Wort mit lauter Stimme zu erheben, gegen Taten, Gewalt und menschenverachtende Handlungen einzuschreiten, das muss in unserer Gesellschaft von allen und mit aller Kraft unterstützt werden.
Alle Initiativen gegen den braunen Mob, ob von einzelnen Bürgern, Bürgervereinigungen, Kirchen und Parteien müssen in unserer Gesellschaft mehr Gehör finden.
Mit der getroffenen Jury Entscheidung des Bundes der Lutherstädte in Deutschland im vorigen Jahr zu Martin Luthers Geburtstag, den Preis „Das unerschrockene Wort“ an die Regensburger Inititiative zu verleihen, sollte so die Jurymitglieder, vielen Menschen Mut machen, gegen nationalsozialistische neue Bestrebungen anzukämpfen“.

Als Laudator begrüßte Oberbürgermeisterin Jutta Fischer Prof Dr. Eckart Conze, Professor für Neuere Geschichte der Philipps-Universität Marburg. Conze würdigte in seiner Rede den Mut und die Zivilcourage derer, die für die Freiheit leben und ihr Leben riskieren, satt sich mundtot machen zu lassen.
„Die Regensburger Initiative setzt an einem entscheidenden Punkt an: Gewalt, gerade auch rechtsradikale Gewalt, vom martialischen Aufmarsch bis hin zum tätlichen Angriff auf Andersdenkende, sie braucht den öffentlichen Raum, zumindest aber das öffentliche Echo, die öffentliche Wahrnehmung, die Gelegenheiten zur Inszenierung und Selbstdarstellung. Gewalttaten von rechts, auch wenn sie häufig feige und hinterhältig ausgeführt werden, sie können ihre Wirkung nur erzielen, wenn die Öffentlichkeit von ihnen erfährt. Rechtsradikale wollen einschüchtern: die von ihnen identifizierten Opfer, aber auch unsere Gesellschaft insgesamt. Sie wollen Angst verbreiten, Angst und Schrecken – Terror –. Denn wenn und weil der Rechtsradikalismus auf öffentliche Wirkung zielt, dann muss es auch aus der Öffentlichkeit und in der Öffentlichkeit deutliche, deutlich wahrnehmbare Zeichen gegen rechtsradikales Denken und rechtsradikale Gewalt geben. Und diese Zeichen müssen sichtbar sein: sichtbar, mitten im öffentlichen Raum, mitten in unserem Alltagsleben. Und sind nicht Kneipen und Bars, Cafés und Restaurants Orte unseres Alltagslebens? Orte, an denen Zeichen gesetzt werden können? Zeichen gegen die Gewalt von rechts, die nicht, zumindest aber nicht ausschließlich, in Kampfstiefeln, Bomberjacken und mit kahl geschorenen Köpfen daher kommt, sondern auch in Anzug und Krawatte oder in ganz normaler Kleidung?
Wer im öffentlichen Raum in so unmissverständlicher Weise Zeichen setzt, wie das die Regensburger Initiative tut, der setzt sich einem Risiko aus und beweist schon alleine dadurch Mut. Der Aufkleber, der heute im Eingang von immer mehr Regensburger Gaststätten zu sehen ist, ist ein „Unerschrockenes Wort“ im allerbesten Sinne, weil es nicht nur eine Meinung artikuliert und sich der Einschüchterung entgegen setzt, sondern auch weil es sich für den Kern unseres demokratischen Gemeinwesens einsetzt, für die Menschenwürde und die aus ihr abgeleiteten Prinzipien von Freiheit und Gleichheit der Menschen – aller Menschen“ so Conze.
Weiterhin nahmen an der Preisverleihung der Innenminister, Holger Stahlknecht, Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt und die Mitbegründerin der Regensburger Initiative „Keine Bedienung für Nazis“, Helga Hanusa.
Stahlknecht überbrachte das Grußwort der Landesregierung Sachsen –Anhalt.
Bevor sich die Preisträger und die Jurymitglieder in das Goldene Buch der Lutherstadt Eisleben eintrugen, stelle Helga Hanusa noch einmal die Regensburger Initiative den Gästen umfassend vor.

Der Preis
Der Preis „Das unerschrockene Wort“ wurde von den Lutherstädten anlässlich des Lutherjahres 1996 im Gedenken an den Reformator Martin Luther gestiftet, der seine Überzeugung mutig und standhaft gegenüber den Autoritäten seiner Zeit verteidigt hat. Mit dem Preis „Das unerschrockene Wort“ sollen Frauen und Männer geehrt werden, heißt es in den Grundsätzen für die Preisvergabe, „die in einer besonderen Situation oder bei einem konkreten Anlass, aber auch beispielhaft über einen größeren Zeitraum hinweg, in Wort und Tat für die Gesellschaft, die Gemeinde, den Staat bedeutsame Aussagen gemacht und gegenüber Widerständen vertreten haben. Dabei soll es weniger um eine Zustandsbeschreibung gehen als um wegweisende zukunftsgerichtete Überlegungen“. Die Preisträger können aus Deutschland oder aus dem Ausland kommen. Der Preis wird seit 1999 alle zwei Jahre verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Vorschlagsrecht liegt bei den an der Stiftung beteiligten Städten und den berufenen Jurymitgliedern. Die beteiligten Lutherstädte rufen im Vorfeld die Bürgerinnen und Bürger über eine Ausschreibung und über die Presse dazu auf, Personen zu benennen, die durch ihr „unerschrockenes Wort“ hervorgetreten sind.

Bisherige Preisträger
Preisträger waren bisher 1996 Prof. Dr. Richard Schröder, 1999 Prof. Dr. Hans Küng, 2001 Uta Leichsenring, 2003 Gertraud Knoll, 2005 Stephan Krawczyk, 2007 Emel Abidin-Algan, 2009 Andrea Röpke und 2011 Dmitrij Muratow und die Redaktion der russischen Tageszeitung „Nowaja Gaseta“.

Die Jury
Mitglieder der Jury des Preises „Das unerschrockene Wort“ sind die (Ober-) Bürgermeister aus Augsburg, Coburg, Eisenach, Lutherstadt Eisleben, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Nordhausen, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Lutherstadt Wittenberg, Worms und Zeitz sowie weitere berufene Jurymitglieder. Eisleben war noch 1996 im vergangenen Jahr (2012) bereits zum zweiten Mal Tagungsort für die Jury. 2013 wurde der Preis erstmals in der Lutherstadt Eisleben verliehen.

Preisverleihung 2015
In der Jurysitzung, welche am 13.4.2013 vor der Preisverleihung stattfand, wurde die Lutherstadt Wittenberg als nächster Austragungsort für die Jurysitzung und die Preisverleihung des Preises der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ von der Oberbürgermeisterin der Lutherstadt Eisleben gelost.