Themenbild Stadtgeschichte

Die Ortschaft Unterrißdorf



Unterrißdorf Luftbild
Luftbild von Andreas Stedtler

Unterrißdorf ist seit dem 1. Januar 2006 ein Ortsteil der Lutherstadt Eisleben. Per 30. Juni 2005 lebten hier 461 Einwohner. Der Ort liegt etwa 3 Kilometer östlich von Eisleben am Nordrand der Eisleber Aue im Mündungsgebiet des Flüsschens Böse Sieben, die hier noch den uralten Namen Willerbach trägt, nahe am Süßen See. In dem zwischen 880 und 899 entstandenen Zehntverzeichnis des Klosters Hersfeld wird ein „Risdorpf“ genannt.
In der Erbteilung der Grafen von Mansfeld im Jahre 1501 fiel Rißdorf an die Linie Mansfeld-Mittelort. Das Rittergut wurde 1561 an Christoph von Stammer auf Wiederkauf überlassen. Später kam es an die Gebrüder Bucher, über diese an die Grafen von Hahn.

Die „kalte Stelle“ – als Luther fror

Unterrißdorfs kalte Stelle
Unterrißdorfs kalte Stelle

In früheren Zeiten führte die Landstraße von Halle nach Eisleben über Rißdorf am Nordufer des Süßen Sees vorbei. Diesen Weg benutzte auch Martin Luther, als er am 28. Januar 1546 hier entlang nach Eisleben reiste. Er war auf die Bitte der Grafen von Mansfeld eingegangen, um einen Streit zwischen ihnen schlichten zu helfen.
Als er kurz vor Eisleben war, durchzuckte ihn bei Unterrißdorf ein kalter Schauer. Dies berichtete er in einem Brief, den er am 1. Februar 1546 an seine Frau Katharina nach Wittenberg schrieb. „Als ich bei dem Dorf fuhr, ging mir ein solcher kalter Wind hinten zum Wagen herein auf meinen Kopf durchs Barett, als wollt mir´s das Hirn zu Eis machen.“ Kurz darauf bezog er sich in einem Brief vom 7. Februar 1546 nochmals auf diese kalte Stelle bei Unterrißdorf, „wo ich krank ward im Einfahren“.
Auch heute ist die Kälte dieser Schneise zu spüren. Sie befindet sich zwischen Wormsleben und Unterrißdorf in einem reizvollen Stück Landschaft.

Kirche St. Liudger und Maternus

Das markanteste Bauwerk im Ort ist die den beiden Heiligen Liudger und Maternus gewidmete Kirche. Der auf romanischen Mauern errichtete Kirchturm stammt aus dem 12. Jahrhundert. Der alte Taufstein bildet ein zwölfeckiges Prisma. In ihm befindet sich ein altes Messingbecken, in dessen Mitte das Gotteslamm mit der Kreuzfahne abgebildet ist.

Spätgotischer Altarschrein

Der spätgotische Altarschrein ist einer der schönsten im Mansfelder Land. Dieses Kunstwerk wurde vor der Bilderstürmerei während der Reformation bewahrt. Er wurde jedoch grundlegend umgestaltet. Als neuen Mittelpunkt fügte man die Kanzel ein als den Ort des Wortes Gottes und seiner Verkündigung. Zwei große Einzelfiguren links und rechts der Kanzel stellen die Bischöfe Liudger und Maternus dar, die sich um die Verbreitung des Christentums in Deutschland verdient gemacht haben. Maria mit dem Kind, die Hauptfigur in der Mitte, wurde an einen anderen würdigen Platz ganz nach oben versetzt.
Rechts vom Altar finden wir den hl. Christoph, in der Mitte die hl. Juliana, die einen Totenkopf an einer Kette hält, und daneben St. Johannes mit dem Kelch. Links vom Altar stehen Maria Magdalena mit Salbenbüchse, St. Markus mit geöffnetem Buch und einem an ihm emporsteigenden geflügelten Löwen und zuletzt der hl. Veit mit Buch und einem darauf sitzenden Hahn. Über der Kanzel ist das ehemalige Mittelfeld des Altarschreins angebracht. Es zeigt die auf einer Mondsichel stehende Jungfrau Maria mit dem Jesuskind.
Im Flügel links sehen wir St. Petrus mit Schlüssel und Buch, „Anna selbdritt“, d. h. die hl. Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben, sowie Paulus mit Buch und Schwert. Im Zentrum des rechten Flügels befindet sich St. Urban, der Schutzpatron der Winzer. Auf dem Haupt trägt er die dreifache päpstliche Krone. In der rechten Hand hält er ein Buch, auf dem eine Weintraube liegt. Er steht zwischen einem unbekannten Bischof und einem unbekannten Heiligen.

Sanierung der Kirche

Seit Oktober 2004 erstrahlt die Kirche im neuen Glanz. Der schwarze Schindelbelag wurde mit roten Ziegeln überzogen. Über dem First strahlt die vergoldete Turmbekrönung. Der Wetterhahn wurde nach alten Vorlagen wieder hergestellt und steht nun auf einer neuen Kugel. Über ihm fand das Kreuz seinen Platz.
Durch unvorhersehbare Schäden, deren Beseitigung enorme Geldmittel verschlangen, konnte die Dachsanierung, wie sie für das gesamte Gebäude vorgesehen war, wegen fehlender Mittel nicht abgeschlossen werden.

Einst Weinbaugebiet
 
Wappen von Unterrißdorf
Wappen von Unterrißdorf

Das Wappen des Ortsteils Unterrißdorf zeigt eine geschnittene Weinrebe mit Blättern in Gold (Gelb) auf einem blauen Wappenschild. Dies ist ein Zeugnis für den hier in der Vergangenheit betriebenen Weinanbau. Das Nonnental und der Hasenwinkel gehörten früher zu einem unfangreichen Weinbaugebiet, das sich durch Flurnamen wie Weinberg, Weintal, Weinbreite und Keltertal auch heute noch belegen lässt. Der Mansfelder Weinbau geht bis ins 12. Jahrhundert zurück und erfuhr im 16. Jahrhundert seine größte räumliche Ausdehnung. Heute reifen an den Hängen rund um den Süßen See vorwiegend Aprikosen, Äpfel und Kirschen. Es gibt in jüngster Zeit ernste Versuche, die alten Flächen wieder aufzureben.

Wandern und Radfahren

Der reizvolle Ort bietet durch seine Nähe zum Süßen See vielfältige Möglichkeiten zum Wandern, zum Radfahren und anderen Möglichkeiten zur Erholung.