Zweiter Mitteldeutscher Kirchentagskongress vom 7.-9. Oktober 2011 in Eisleben beleuchtete den Freiheitsbegriff.

»Vor 22 Jahren hätten wir den Tag der Republik gefeiert, heute sind wir frei.« Lothar Tautz, Vorsitzender des Kirchentagslandesausschusses und Organisator des Treffens, war sich des historischen Datums durchaus bewusst. Doch es blieb nicht beim symbolträchtigen Auftakt des 2. Mitteldeutschen Kirchentagskongresses am 7. 10. in der Eisleber Annenkirche, zu dem der Liedermacher und frühere DDR-Regimekritiker Stephan Krawczyk in die Lutherstadt gekommen war.
Auch sonst zog sich das Motto »Ich bin so frei« wie ein roter Faden durch die drei Tage des Kongresses, der das Jahresthema »Reformation und Freiheit« aufgriff. Das betraf die Themengruppen ebenso wie die Bibelarbeit mit dem ehemaligen Europapolitiker und Theologen Ulrich Stockmann. In den Arbeitsgruppen ging es dann um so zentrale Fragen wie »Von der Freiheit des Gewissens« oder »Glauben und frei sein«.
Eine Gruppe tagte überwiegend in Bad Frankenhausen und befasste sich mit Thomas Müntzer und dem Thema »evangelisch regieren«. Das monumentale Bauernkriegsgemälde von Werner Tübke im Panorama-Museum bot den passenden Einstieg.
Selbst zum politischen Nachtgebet nach dem Konzert mit dem Oratorium »Die Schöpfung« in der voll besetzten Andreaskirche kamen noch einmal gut 80 Gäste ins Rathaus. Hier stritten der Thüringer Theologe und Politiker Edelbert Richter (Die Linke) mit dem Vorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Sachsen-Anhalt, Jürgen Scharf, über die gegenwärtige Finanzkrise.
Einigkeit bestand darin, die Rolle der Kirche im »Spiel« der Märkte zu benennen. Durch deutliche Worte und eigenes Handeln könnte sie ein Gegengewicht bieten und die Politik darin unterstützen, einen wirksamen Rahmen vorzugeben.
Das Thema griff schließlich auch der frühere Erfurter Propst Heino Falcke am Sonntag in seiner Predigt im Abschlussgottesdienst auf. »Der Götze wackelt schon«, sagte er mit Blick auf die Vergötzung des Geldes. Er forderte deshalb ein gemeinsames und klares Wort der Kirchen zum gegenwärtigen Finanzdebakel.
aus Glaube und Heimat, 14. Oktober 2011 von Martin Hanusch