528. Geburtstag von Dr. Martin Luther

Geburtstagsparty zum 528. Geburtstag Martin Luther (10. November 1483) Die Mittelalter-Agentur „Sündenfrei“ hat in diesem Jahr die Regie über den „Luther-Geburtstag übernommen. Bereits zur Eröffnung am Vormittag besuchten viele Gäste das „Mittelalterspektakel“. Oberbürgermeisterin Jutta Fischer und Martin Luther begrüßten die Gäste, Händler und Gaukler.
Um den großen Sohn der Stadt zu ehren, feierten am 5. und 6. November 2001, hunderte Besucher rund um das fast drei Meter hohe kupferbronzene Luther-Denkmal, das anlässlich seines 400. Geburtstags 1883 errichtet wurde, mit einem „Mittelalter Markt“ den 528. Geburtstag des Reformators.
Mittelalter Märkte haben in der Stadt eine lange Tradition. Während die großen Bergbau- und Stadtjubiläen in Zusammenarbeit mit Agenturen ausgerichtet wurden, gestalteten die Luther-Geburtstagsfeiern mit historischem Markttreiben seit 2001 bis zum vorigen Jahr vorwiegend ortsansässige Partner.
„Wir hatten bisher immer regionale Partner vom Fleischer bis zum Gaukler, die die Feste mitgestalteten. Die Zeit hat sich verändert. Die Besucher wollen heute mittelalterliches authentisches Flair, historische Speisen und Getränke, alte Bräuche, Belustigungen und historische Stände. Die konnten wir beim allerbesten Willen als Stadt mit den ehemaligen hiesigen Partnern nicht mehr koordinieren. Die Torgauer Agentur „Sündenfrei“ war diesmal unser Partner, der über das erforderliche Knowhow verfügte, ein Mittelalterfest für die ganze Familie zu gestalten“, so Christiane Lathan vom Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit/Kultur der Lutherstadt Eisleben, die maßgeblich das Fest vorbereitet hatte.
Es wurde ein Konzept erarbeitet, das nicht nur Lukullisches aus Topf und Pfanne, Spaß und altes Handwerk bot, sondern auch historische Persönlichkeiten wie Luther, Münzer und Ablasshändler Tetzel mehrmals lauthals zu Wort kamen.
Nach der offiziellen Eröffnung des Festes durch Oberbürgermeisterin Jutta Fischer hatten die zahlreichen Besucher dann die Qual der Wahl für sich aus 11 Programmteilen ein eigenes Programm auszuwählen.
Bereits nach dem Aufzug der Gaukler ging es im Streitgespräch: „Wenn das Geld im Kasten klingt“ heiß her. Martin Luther (Ernest Goldhahn) aus Erfurt und Ablassprediger Johann Tetzel (Matthias Herzer) aus Jüterbog, zerfetzten sich im wort-, gesten- und schimpfreichem Streitgespräch um die Rechtmäßigkeit des Ablasserwerbs. „Dass kann nicht von Gott sein“, so Luther, „dass man dem armen Mann viel Geld aus der Tasche zieht, um sich von Sünden und Verbrechen freikaufen zu können“ und daraufhin Tetzel Martin Luther wortgewaltig als einen verderbten „Schwätzer und Seeelentöter“ beschimpft. Wortreich auch das Streitgespräch Luthers mit Thomas Müntzer um Recht und Gerechtigkeit und was sich die Bürger heute wünschen. Ihnen flogen solche Fragen wie der Wunsch nach mehr Arbeit, nach Fahrradwegen für Kinder und Fahrverbote für die Innenstadt entgegen. Worauf Luther als Prediger lakonisch zu antworten wusste: „Meckert nicht, lebt Euer Leben mit ganzem Herzen, nicht mit halbem Arsch. Kämpft um euer Recht und die euch von den Obrigkeiten zustehende Gerechtigkeit“.
Als Narr, Zauberer und Feuermeister hatte Gaukler Alf aus Paderborn die besten Karten. Mit dicht umdrängten Kinderscharen verführte er jung und alt mit der auf historischen Instrumenten spielenden Musikgruppe „Scharlatan“ ins Mittelalter. Er wusste auch mit neuartigen Spielrunden und Kinderanimationen allerbestens zu unterhalten und verzauberte mit wunderschön gestalteten Feuershows die großen und kleinen Gäste.
Rund um das Lutherdenkmal boten 25 historische Stände ihre Waren feil und forderten zum Mitmachen wie Filzen, Körbeflechten, Töpfern, Steinmetzen oder Brettchenschneiden auf. So manch gutes Stück wechselte den Besitzer, wenngleich die Händler mit dem erzielten Umsatz nicht recht zufrieden waren.
Neben Grünkohl mit Wurst, Wildschwein am Spieß und Fladenbrot waren jedoch Bäckerei Morgensterns „Martinshörnchen“ die absoluten Renner.
Höhepunkt am zweiten Besuchstag war die Geburtstagstafel für die Eisleber mit diesmal zwei Lutherpaaren, Ratsherren und dem Hohen Rat zu Eisleben anno 16. Jahrhundert. Mit dabei war das alte Eisleber Lutherpaar Gudrun Riedel als Katharina von Bora und Schauspieler Ernest Goldhahn als ihr Mann Martin sowie das „offizielle Lutherpaar Sachsen-Anhalts“ Franziska Kühnemann und Torsten Lange aus dem Mansfelder Land.
Dirk Fuhlert als Martins Vater Hans Luder hatte wortreich und lebendig das Zepter in der Hand und führte geschickt mit Histörchen durch den Wandel der Zeit. Er ließ die Personen der Zeitgeschichte so manche Schnurre aus ihrem Leben berichten. So u. a. die Tatsache, dass Martins stolzer Vater zur Hochzeit seines Sohnes mit über 20 Pferden und Wagen nach Wittenberg aufbrach und der Rat zu Wittenberg den herzlich willkommenen Gästen aus dem Mansfeldischen freie Kost und Logie für die erwiesene Ehre des Besuchs gewährte.
Der 11 Meter lange Stollen mit über 300 Stücken, von der Bäckerei Morgenstern gebacken und gesponsert, ging weg wie warme Semmeln. Er schmeckte vorzüglich und mundete den Gästen wie eh und je.
An den Thesenanschlag erinnernd, wurde in diesem Jahr auch wieder an eine kleine „Thesentür“ vor dem Rathaus eine These-Behauptung über Rechte und Freiheiten eines Christenmenschen angeschlagen, die den Heutigen Anlass zum Handeln und Nachdenken geben soll. Gezeigt wurden auch die Filme der „Little Movie Production“, „Martin Luther“, ein Film, der die Region widerspiegelt und „Eisleben gestern und heute“, ein Film über Graf Albrecht und Martin Luther.
Durchweg wurde das neue Konzept „Luthers-Geburtstagsfest“ als sehr positiv bewertet. Das mittelalterliche Ambiente gefiel, die Vielfalt von Spiel und Unterhaltung für die ganze Familie kam sehr gut bei den Besuchern an. Es passte auch, dass Gegner und Verfechter der Reformation Luther, Müntzer und Tetzel zu Wort kamen.